Gleich zwei aktuelle Studien befassen sich mit der Frage, wie arbeitswillig die Österreicher tatsächlich sind. Vorweg: Die jeweiligen Ergebnisse werfen kein gutes Blick auf uns.
Zum einen sind die arbeitenden Wochenstunden im Durchschnitt nicht unerheblich gesunken – und zum anderen steht bei den Karrierezielen der Faktor Spaß im Vordergrund.
Rückgang der Arbeitsstunden
Das Ergebnis der Arbeitszeitanalyse der EU-Statistikbehörde Eurostat zusammengefasst: Österreich arbeitet immer weniger, verzeichnen wir doch einen Rückgang der Arbeitsstunden (in der Altersgruppe 20-64). Im Jahr 2024 arbeiteten Beschäftigte in Österreich durchschnittlich 33,9 Stunden pro Woche, was einem Rückgang gegenüber 35,5 Stunden im Jahr 2015 entspricht.
Damit liegt Österreich im EU-Vergleich zusammen mit Deutschland und Dänemark auf dem vernichtenden vorletzten Platz. Nur die Niederländer arbeiten laut Eurostat noch weniger als wir (und die Deutschen).
Griechenland führt hingegen die Liste der fleißigsten EU-Länder mit durchschnittlich 39,8 Wochenstunden an, gefolgt von Bulgarien, Polen und Rumänien. Der EU-Schnitt liegt bei 36 Stunden.
Vollzeit vs. Teilzeit
Aber: Was die Vollzeitbeschäftigung betrifft, liegt Österreich mit 39,1 Wochenstunden leicht über dem EU-Schnitt von 38,8 Stunden. Erneut führt hier Griechenland (41,1 Stunden), das Schlusslicht bildet Finnland mit 37,2 Wochenstunden.
Bei der Teilzeitbeschäftigung errechnete die Analyse durchschnittlich 21,6 Wochenstunden in Österreich, der EU-Schnitt beträgt 21,8. Hier führt Rumänien (25,8) die Skala an, beendet wir sie von Portugal (18,5).
Und wie sieht es mit der Teilzeitquote aus? Im Jahr 2024 lag die Teilzeitquote hierzulande bei 30,5 Prozent (12,3 Prozent bei Männern, 50,5 Prozent bei Frauen), nur übertroffen von den Niederlanden (42,7 Prozent). In den ärmsten EU-Ländern spielt Teilzeit weiterhin kaum eine Rolle.
Spaß als höchstes Karriereziel
Eine repräsentative Umfrage der Plattform karriere.at unter 1.000 Erwerbsfähigen in Österreich ging der Frage der Karriereziele nach. Für die Mehrheit hängen diese stark mit persönlichem Wohlbefinden, Interessen und Werten zusammen.
So steht der Spaß im Job auf Platz eins – 9 von 10 befragten Erwerbsfähigen (89 Prozent) gaben diesen als Karriereziel an. Dahinter folgt mit 83 Prozent die Gehaltserhöhung und auf Platz drei die Work-Life-Balance (79 Prozent). Die Übernahme von mehr fachlicher und/oder personeller Verantwortung in Form einer Beförderung streben hingegen nur knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) an. Gar keine Ziele haben nur 7 Prozent der Befragten.
Mehr Männer streben Personalverantwortung an
Während jeder dritte Mann angibt, eine Beförderung zur Führungskraft anzustreben, trifft dies nur auf 17 Prozent der Frauen zu. Frauen wollen sich demgegenüber häufiger fachlich entwickeln, ohne Personalverantwortung zu übernehmen.
Unabhängig vom Geschlecht sprechen für jene, die eine Führungsposition anstreben, das höhere Gehalt, die anspruchsvollere Tätigkeit und mehr Entscheidungsbefugnisse dafür. Frauen geben darüber hinaus häufiger an, ein Interesse an Personalentwicklung zu haben, für Männer spielt die Ausweitung von Einfluss und Gestaltungsspielraum eine größere Rolle.
„Wir sehen sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede, was die Motivation für Führungspositionen bei Männern und Frauen betrifft“, so Georg Konjovic, CEO bei karriere.at. „Frauen begründen ihren Wunsch, Führungskraft zu werden, häufiger als Männer mit ihrem Interesse an Personalentwicklung. Umgekehrt ist die damit einhergehende größere Verantwortung auch jener Grund, der Frauen am ehesten vor einer Führungsposition abschreckt.“
Karriereziele verändern sich im Laufe des Lebens
Leichte Unterschiede bei der Gewichtung zeigen sich zwischen den Altersgruppen: Bei den 50- bis 60-Jährigen stehen Spaß an der Arbeit sowie Sinnstiftung als Karriereziele im Vordergrund (95 und 88 Prozent). Im Vergleich dazu hat bei jüngeren Arbeitnehmern zwischen 18 und 29 Jahren die fachliche und persönliche Weiterentwicklung einen höheren Stellenwert. Später gewinnt die Work-Life-Balance an Bedeutung.