Post-Covid-Syndrom eher selten

Beim größten Teil der Covid-19-Patienten heilt die Infektion schnell vollständig aus. Ein Teil der Betroffenen leidet aber zunächst an einem Post-Covid-Zustand (länger als vier Wochen nach der Infektion). Nur ein geringer Prozentsatz hat ein echtes Post-Covid-Syndrom. Rund drei Prozent der von der Akuterkrankung Genesenen benötigen schließlich umfassende Hilfe. Das erklärten Expertinnen und Experten gestern beim Österreichischen Impftag in Wien.

Abgeschlagenheit, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Atemnot, Riech- und Geschmacksverlust etc. sind häufige Beschwerden bei Menschen, die sich von einer Covid-19-Erkrankung schlecht bis kaum erholen. Hier gibt es ein Kontinuum von leichten bis sehr schweren Beeinträchtigungen. Was zu Beginn Long Covid genannt wurde, wird mittlerweile in der Medizin durch Post-Covid mit immer genaueren Definitionen ersetzt.

Bis zu vier Wochen nimmt man eine „normal“ erscheinende Zeit bis zur vollständigen Erholung als mögliche Akutphase von Covid-19 an. Von „anhaltenden Symptomen“ spricht die österreichische Leitlinie für Ärzte bei Problemen im Zeitraum von vier bis zwölf Wochen. Das Post-Covid-Syndrom bezeichnet nach einer Erkrankung anhaltende Probleme über mehr als zwölf Wochen hinweg ohne andere erkennbare Ursachen.

Betriebe setzen auf 4-Tage-Woche

Die Firma B&R Automatisierungstechnik in Eggelsberg an Oberösterreichs Grenze zu Salzburg macht ein extremes Beispiel vor – die Zwei-Tage-Woche bei vollem Lohn für ihre Arbeitskräfte, zu absolvieren Samstag und Sonntag. Bei immer mehr Betrieben gibt es mittlerweile die Vier- statt der Fünf-Tage-Woche.

Sogar der Salzburger Raiffeisenverband bietet die Vier-Tage-Woche
seinen Mitarbeitern ab kommendem Frühjahr an. Und immer mehr Tourismusbetriebe praktizieren sie – als Maßnahme im Kampf gegen den Mangel bei Mitarbeitern.

Immer mehr Bewerber fragen nach

Auch im Bankenbereich ist es nicht anders als in anderen Branchen. Die Suche nach guten Fachkräften wird immer schwieriger. Ab sofort könne auch bei Raiffeisen 36 statt 38,5 Wochenstunden gearbeitet werden, sagt Personalchef Markus Winkelmeier: „Wir sehen den zunehmenden Arbeitskräftemangel. Gleichzeitig fragen Bewerber das zunehmend nach.“

Das Angebot für eine Vier-Tage-Woche richte sich bei Raiffeisen an rund 3.000 Menschen: „Wir wissen noch nicht, wie viele das in Anspruch nehmen werden. Wir schätzen vorerst etwa 20 Prozent.“

Gemischte Trends in der Gastronomie

Branchenwechsel in den Tourismus: Sogar hier gibt es inzwischen Betriebe, die von der klassischen Fünf- oder Sechs-Tage-Woche abgekommen sind. Im Brückenwirt in St. Johann (Pongau) gibt es die Viereinhalb-Tage-Woche – ein Erfolgsrezept, um Mitarbeiter zu halten oder zu bekommen, ist Eigentümerin Petra Nocker-Schwarzenbach überzeugt: „Bei uns sind alle Posten besetzt. Es ist eine komfortable Situation der heutigen Zeit.“

Ernad Kanuric ist Leiter des Restaurants beim Brückenwirt: „Es ist sehr interessant, um weitere Mitarbeiter zu bekommen. Auch für mich ist das einer von mehreren Gründen, dass ich hier arbeite.“

Hoteliers in Obertauern wenig begeistert

In Obertauern ist die Vier-Tage-Woche kein Thema. Das hänge auch damit zusammen, dass man für ein derartiges Arbeitszeitmodell viel zu wenige Unterkünfte für das Personal habe.

Walter Veit betreibt in Obertauern das Hotel Enzian: „Es ist nicht überall umsetzbar – wie hier bei uns, wo die Mitarbeiter nahezu alle selbst in den Häusern untergebracht sind. Wir bräuchten viel mehr Unterbringungsmöglichkeiten. Die habe wir aber nicht. Deshalb halten wir größtenteils an der Sechs-Tage-Woche fest.“

Allerdings sei die Nachfrage nach einer Vier-Tage-Woche sehr wohl vorhanden: „Es gibt auch den gegenläufigen Trend, dass uns Mitarbeiter fragen, ob sie nicht wieder in Vollzeit arbeiten können, weil sie wegen der Teuerung mehr Kosten zu tragen haben und mehr Geld verdienen wollen oder müssen.“

Lösung für Produktion besser als für Handel

Mit gemischten Gefühlen gehen auch Industrie-Betriebe an das Thema heran. Bei Jacoby Pharmazeuticals in Hallein seien 500 Mitarbeiter beschäftigt, sagt Managerin Sonja Jacoby: „Wir haben die vier Tage schon in einem Tochterunternehmen vor eineinhalb Jahren eingeführt. Das war ein Bedürfnis der Mitarbeiter, das ganz gut mit den Bedürfnissen des Unternehmens zusammenpasst. Die Mitarbeiter sind sehr glücklich. Dort ist es ein Produktionsbetrieb. Hier im pharmazeutischen Großhandel ist das schon schwieriger, weil wir ja von den Öffnungszeiten der Apotheken abhängig sind.“

Der Mangel an Fachkräften und guten Arbeitern bleibt laut Wirtschaftstreibenden ein großes Thema auch für die kommenden Jahre. Viele aus den geburtenstarken Jahrgängen werden nämlich pensioniert. Immer mehr schwache Jahrgänge kommen in den Arbeitsmarkt.

Neue Arbeit, Home-Office

Das Coronavirus hat auch Teile der Arbeitswelt umgekrempelt, Büroräume durch Home-Offices ersetzt. Der Prozess, der auch die Arbeit verändert, hat schon früher begonnen, schreibt der Medienwissenschaftler Mathias Fuchs.

Die Covid-19 Situation ist der auffälligste, aber nur einer von vielen Faktoren, die deutlich machen, wie sich unsere Arbeitsumgebungen, die Arbeitsbedingungen und unser Verständnis darüber, was Arbeit ist, verändern. Lohnarbeit wird von den einen als sinnlos, als „ermüdend“ (Byung-Chul Han), oder als fälschlicherweise verherrlicht (Arendt) beschrieben, von anderen als zwiespältig „herrlich, deprimierend“ (Brandon), und von wieder anderen gar als „spielerisch“ (MacGonigal, Werbach & Hunter) gelobt.

Nach dem Abschied vom klassischen Büro mit seinen imposanten Schreibtischen, Fax-Maschinen, Sekretärinnen, Weltkarten und Gegensprechanlagen zeichnen sich neue Arbeitsumgebungen ab. Start-Up-Unternehmen rüsten die Büroräume mit Tischtennistischen und Flipper-Automaten aus. Die großen Firmen des Silicon Valley entwerfen „kreative“ Kommunikationsumgebungen, die mit Rutschbahnen, Schaukeln und bunten Sofas ausgerüstet sind. Die Home-Offices schließlich stellen die privatisierten Versuche dar, sich die Arbeit zwischen Kindern, Kochen und Aufräumtätigkeiten einzurichten.

Über den Autor

Mathias Fuchs ist Privatdozent an der Lüneburger Leuphana Universität und aktuell Senior Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften | Kunstuniversität Linz in Wien.

Der Schreibtisch – auf Französisch le bureau – und mit ihm gleich das ganze Büro, die klassischen Office Spaces und die Idee ortsgebundener und wohlgeordneter Arbeitsumgebungen durchleben eine Krise. Bereits 1999 spürte Friedrich Kittler den Todesatem der ins Alter gekommenen Bürokultur.

„Nirgendwo steht schließlich geschrieben, dass der Inhalt des Mediums Computer immerfort Büros, Office usw. heißen muss. Gerade weil das trügerische Versprechen eines papierlosen Büros längst geplatzt ist, besteht die sehr andere Hoffnung, dass auch die Herrschaft der Schreibtische eines Tages Episode gewesen sein wird. Historiker schreiben dann womöglich von keiner Neuzeit mehr, sondern (wie bei Leitfossilien üblich) von der Schreibtischära.“

Dass Kittlers „Leitfossil“ des klassischen Präsenzbüros geradezu biologisch durch einen Virus zur Strecke gebracht werden könnte, konnte der Germanist zum Ende des letzten Jahrhunderts nicht ahnen. Der Zwang zur Heimarbeit ist jedoch nicht nur durch pandemiebedingte Sachzwänge zu erklären. Das sogenannte „Home-Office“, das genau betrachtet kein Büro darstellt, sondern eine multifunktionale Arbeits- und Reproduktionsmaschine, in der Kinderbetreuung, Videokonferenzen, Essenszubereitung und Putzdienste räumlich und personell integriert werden, wird von verschiedenen Notwendigkeiten befördert.

Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert

Für Unternehmer bedeutet die Verhängung des Heimarbeitszwanges eine Minimierung der Fixkosten. Heizkosten, Telekommunikationsgebühren, Reinigungskosten der Büroräume und Anschaffungskosten für Geräte und Infrastruktur werden dem Unternehmen erspart – und auf die Mitarbeiter abgewälzt. Hier geschieht, was Karl Marx einmal Sprichwort-ähnlich als Maxime formulierte: „Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert.“

Viele von uns richten sich darauf ein, Arbeitsnischen in der eigenen Wohnung einzurichten, die gut vernetzt, büroähnlich, semi-privat und kostenintensiv das ersetzen, was im klassischen Büro einst als vorgegeben und selbstverständlich galt: Ein Arbeitsraum, der geschützt von den Anforderungen des Privatlebens ein Ort der Produktivität sein kann. Aber wie können wir mit diesen veränderten Arbeitsumgebungen umgehen? Bieten sich Aussichten auf eine Arbeit, die familiäre Verpflichtungen, industrielle Rationalität und möglicherweise sogar kreative Selbstverwirklichung in eins formen kann und gleichzeitig jenseits des Nachbildes materieller Plackerei liegt?

Verändert der Auszug aus den Büros unser Wohlbefinden? Erhöht die Tag- und Nachtarbeit aus unseren vier Wänden, die wir zur flexiblen Arbeit im Home-Office aufwerten sollen, unsere Produktivität, wie das eine Studie der Olivet Universität von 2009 Arbeitern nachzuweisen glaubt? (November 2019, Durchschnittsalter der Befragten 37 Jahre, 55% weibliche Befragte und 45% männlich) Wir kennen aus Werbebroschüren und von Plakaten Abbildungen, in denen sonnengebräunte junge Menschen mit dem Laptop auf den Oberschenkeln vor Swimmingpools sitzen und entspannt ihre scheinbar mühelose Arbeit verrichten. Diese Bilder, die als Vorbilder gedacht und entworfen sind, lenken davon ab, wie sich Heimarbeit unter erschwerten finanziellen und sozialen Bedingungen oft vollzieht.

Ist der Verlust eines privaten Büros mit all den Annehmlichkeiten eines zugesicherten Platzes für Ruhe, Kontemplation, Präsentation, Arbeitsmittel, Arbeitsmaterialien und stets verfügbaren Infrastruktur nicht mehr als eine über uns verhängte Last?

Der Kommissar im „Nicht-Büro“

Werfen wir an dieser Stelle einen Blick auf die Arbeitsbedingungen einer Berufsgruppe, die von den Medien idealisiert wird, die aber wie viele andere Berufsgruppen einer Transformation ihrer Arbeitsbedingungen unterliegt: Privatdetektive, Kommissare, Special Investigators. Wir kennen die Büroräume Sam Spades aus dem Film Der Malteserfalke (John Huston 1941), der Humphrey Bogart als Detektiv und klugen, wenn auch potentiell korrupten, Ermittler darstellt. Nicht die Straße allein, sondern das Büro, in dem sich Arrangements, Intrigen und Abmachungen abschließen lassen, spielt einen wesentlichen Raum in der Erzählung.

 „Privatdetektive, diese Leitfossilien des Modernisierungsprozesses, leben in Büros. Das Büro spiegelt den Habitus des Privatdetektivs: die unentwirrbare Verschmelzung seines individualistischen und seines öffentlichen (politisch korrekten) Erscheinungsbildes. Das Biotop des Privatdetektivs ist sein Büro. Dorthin zieht er sich zurück, dort denkt er nach, dort wird er überfallen, dort trifft oder entlarvt er seine Klienten.“

Die Zitate von Friedrich Kittler und Thomas Macho stammen aus dem Buch „Work & Culture. BÜRO. Inszenierung von Arbeit“, Ritter Verlag, Klagenfurt, 1999

Wie anders sieht die Arbeitsumgebung eines Ermittlers unserer Tage aus! ….

Selbstverständlich liegt in den neuen Arbeitsformen und in den neuen Arbeitsräumen auch eine Versprechung von Freiheit, Beweglichkeit und Freizeit. Doch hinter den bunten Wänden und Möbeln der Google-Offices und den wie Spielplätzen anmutenden Event- und Workspaces der Start-up-Gründungen liegt die Gefahr einer Vereinnahmung der Arbeitenden, die in den „fossilen“ Büros (frei nach Kittler) der geschützten Arbeitsräume weit entfernt lag. Home-Offices und Playoffices sind die Spielplätze, an denen neue Arbeitsbedingungen eingeübt werden.

Pandemie und Psyche

Die CoV-Pandemie geht in ihr drittes Jahr und mit ihr das Gefühl, in einem endlosen Kreislauf gefangen zu sein. ORF.at hat bei der Psychologin Barbara Juen nachgefragt, wie der Ausbruch aus der Zeitschleife gelingen kann. Ein Patentrezept gibt es nicht – sehr wohl aber kleine Schrauben, an denen jede und jeder im Alltag drehen kann.

Die psychischen Belastungsfaktoren sind auch im dritten Jahr der Pandemie nicht weniger geworden. Omikron ist allgegenwärtig, in Österreich hat die Welle ihren Höhepunkt noch nicht überschritten. Angst und Frust, aber auch Hoffnung seien derzeit weitverbreitete Emotionen, beobachtet Juen, klinische und Gesundheitspsychologin an der Universität Innsbruck. „Die Angst, sich anzustecken. Der Frust, weil es immer noch nicht vorbei ist. Und teilweise die Hoffnung, dass es (Omikron, Anm.) eh nicht so schlimm ist“, fasst Juen zusammen.

Die Eigenschaften der Virusvariante – gerade in Bezug auf die Impfung – tragen zur Verwirrung vieler Menschen bei. Wer dreifach geimpft ist, für den ist das Risiko eines schweren Covid-19-Verlaufs mit Spitalsaufenthalt sehr stark verringert. Da Omikron die Antwort des menschlichen Immunsystems aber besser umgehen kann als die bisherigen Varianten, sind Geboosterte nicht vor einer Ansteckung gefeit. Und auch ein „milder“ Verlauf kann bei manchen trotz Impfschutzes mit deutlich spürbaren Symptomen wie starken Kopf- und Gliederschmerzen und Fieber einhergehen.

Schamgefühle bei den Infizierten

Das persönliche Risiko einer Infektion richtig einzuschätzen ist schwer bis unmöglich. „Dort, wo man die Kontrolle hat, kann man Sicherheitsmaßnahmen anwenden“, sagt Juen. In vielen Bereichen sei das aber nur sehr begrenzt möglich, etwa in der Arbeit. Besonders schwierig ist die Lage im Moment für Eltern, deren Kinder in die Schule oder den Kindergarten gehen. Die 7-Tage-Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen liegt österreichweit bei deutlich über 4.500, an den Schulen funktioniert das PCR-Testsystem außerhalb Wiens nur eingeschränkt.

Verzwickt ist die Lage auch in der Freizeit. Vom Zusammensitzen im Kaffeehaus oder dem Training im Fitnessstudio würden viele Fachleute im Moment abraten. Auf der anderen Seite sind genau solche Aktivitäten für viele ein notwendiges Mittel gegen den Lagerkoller.

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, sich derzeit mit Omikron zu infizieren, hoch ist, ist eine tatsächliche Ansteckung für viele Betroffene mit Schamgefühlen verbunden. In solch einem Fall solle man sich jemanden suchen, mit dem man offen über seine Emotionen und Befürchtungen reden kann, rät Juen.

Das verlorene Zeitgefühl

Ein häufiges Phänomen im dritten Jahr der Pandemie ist der subjektive Verlust des Zeitgefühls. Viele Beschäftigte sind seit mehr als zwei Jahren großteils im Homeoffice, für Schülerinnen und Schüler und Studierende gab es lange Phasen des Fernunterrichts. Ein gutes Mittel dagegen ist laut Juen die Schaffung einer „Alltagsstruktur, die man auch relativ zwanglos durchhalten kann“. Das bedeutet: Jeden Tag um ungefähr dieselbe Uhrzeit aufstehen, einen Tagesrhythmus halten und „Sozialkontakte aktiv zu pflegen und sie nicht nur passieren zu lassen“.

Zudem helfe es, die Dinge einem detaillierteren Blick zu unterziehen. Juen zufolge heißt das, genau zu überlegen, wie die persönliche Lage vor einem Jahr und was sich seither verändert hat. Jede und jeder habe „wahnsinnig viel dazugelernt“. Diese Dinge gelte es zu würdigen.

Den „Blitzableiter“ spielen

Vor allem junge Menschen täten sich schwer mit Isolation und entwickelten früh Gefühle der Einsamkeit. „Besorgniserregend“ sei darüber hinaus, dass sich auch viele Menschen, die bereits an psychischen Problemen litten, aus Angst vor einer Infektion nun noch stärker isolieren.

Doch wie umgehen mit Menschen, die sich aufgrund der Lage immer weiter zurückziehen? Juen rät dazu, „unvoreingenommen“ zuzuhören. Bevor man Ratschläge gibt, sollte man das genaue Problem eruieren. „Einfach mal als Blitzableiter fungieren, ohne zu meinen, man muss jetzt etwas ändern“, sagt die Psychologin. Sie plädiert für aktive Beziehungsarbeit: „Immer wieder nachhaken, fragen, ob etwas gebraucht wird, was man tun kann. Und nicht zu schnell aufgeben.“

2,5 G Regel am Arbeitsplatz

Mückstein kündigt „2,5-G-Regel“ am Arbeitsplatz an. Aus der „3-G“-Regel am Arbeitsplatz, die ab 1. November gilt, soll laut Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) bereits Mitte November „2,5-G“ werden – also geimpft, genesen oder PCR-getestet. „Das heißt, auch hier werden wir mit der 14-tägigen Übergangsfrist, wo noch alternativ FFP2-Masken akzeptiert werden, ab 15. November eine ‚2,5-G‘-Regelung am Arbeitsplatz machen“, sagte Mückstein gestern Abend in der ZIB.

Zur Umsetzung der „2,5-G-Regel“ am Arbeitsplatz gebe es noch weitere Gespräche mit den Sozialpartnern, hieß es aus Regierungskreisen am Abend.

Der Stufenplan der Bundesregierung sieht vor, dass ab 400 belegten Intensivbetten Antigen-Tests nicht mehr als Testnachweis gelten. Ungeimpfte müssen dann einen aktuellen PCR-Labortest vorweisen. Mit Stand gestern lagen österreichweit 280 Covid-19-Patienten und -patientinnen auf Intensivstationen – um 15 mehr als am Vortag. Mückstein geht davon aus, dass Ende nächster Woche der Wert von 400 belegten Intensivbetten erreicht sein wird.

3 G Verordnung am Arbeitsplatz

Das Gesundheitsministerium hat jene Verordnung vorgelegt, mit der die „3-G-Regel“ am Arbeitsplatz praktisch flächendeckend umgesetzt wird. Für den Wintertourismus interessant ist, dass man Apres-Ski nur noch geimpft, genesen oder PCR-getestet feiern kann. In sonstigen Freizeiteinrichtungen sind auch Tests an Ort und Stelle möglich. In Seilbahnen ist neben „3-G“ weiter eine FFP2-Maske anzulegen.

Zentral in der Verordnung ist jedoch die Vorgabe, ab November „3-G“ am Arbeitsplatz anzuwenden. Bis Mitte des Monats gibt es noch eine Übergangsfrist, während der man alternativ eine FFP2-Maske anlegen kann. Doch dann heißt es praktisch für jeden, getestet, während der vergangenen 360 Tage geimpft oder im letzten halben Jahr genesen zu sein.

Denn die Formulierung in der Verordnung lautet: „Arbeitnehmer, Inhaber und Betreiber dürfen Arbeitsorte, an denen physische Kontakte zu anderen Personen nicht ausgeschlossen werden können, nur betreten, wenn sie über einen 3G-Nachweis verfügen. Nicht als Kontakte im Sinne des ersten Satzes gelten höchstens zwei physische Kontakte pro Tag, die im Freien stattfinden und jeweils nicht länger als 15 Minuten dauern.“

3-G-Regel am Arbeitsplatz verzögert

Die eigentlich schon für vorige Woche angekündigte „3-G-Regel“ am Arbeitsplatz wird sich zumindest bis kommende Woche verzögern. Das berichete gestern die ZIB2. Grund für die Verzögerung sei anders als vom Gesundheitsministerium bisher angegeben, dass die gesetzliche Grundlage dafür noch fehlt. Im Nationalrat beschlossen wurde sie am Mittwoch, der Bundesrat stimmt frühestens am Donnerstag zu.

Laut dem an den Gesprächen beteiligten Juristen der Arbeiterkammer (AK), Philipp Brokes, hat das Gesundheitsministerium zu spät bemerkt, dass das aktuell geltende Gesetz die „3-G-Regel“ nicht flächendeckend erlaubt, sondern nur wenn ein „erhebliches Infektionsrisiko“ droht. Eine darüber hinausgehende Gesetzesänderung wurde erst am Mittwoch im Nationalrat beschlossen und muss kommende Woche noch vom Bundesrat bestätigt werden, wo die Opposition derzeit noch die Mehrheit hat. Sollte sie das Covid-19-Maßnahmengesetz dort blockieren, könnte „3-G“ am Arbeitsplatz erst Mitte Dezember eingeführt werden.

Ein Anfang Oktober bekanntgewordener Verordnungsentwurf hatte „3-G“ – also geimpft, genesen oder getestet – für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vorgesehen, die Kontakt mit Kundinnen oder Kollegen haben. Den Nachweis müssten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Arbeitsplatz immer dabei haben. Bei direktem Kundenkontakt gelte – mit Ausnahmen wie der Gastronomie und Sportstätten – außerdem Maskenpflicht, wenn das Infektionsrisiko nicht durch andere Schutzmaßnahmen minimiert werde.

Eingeführt wurde die „3-G-Regel“ allerdings bis dato nicht. Das Gesundheitsministerium meinte zuletzt, bei dem medial bekanntgewordenen Papier habe es sich lediglich um eine Arbeitsunterlage gehandelt. Gegenüber der ZIB2 dementierte das Ministerium zwar, die fehlende Gesetzesgrundlage übersehen zu haben. Gleichzeitig wurde aber bestätigt, dass die Grundlage für „3-G“ am Arbeitsplatz erst mit dem neuen Covid-19-Maßnahmengesetz am Mittwoch geschaffen wurde. Von der Zustimmung des Bundesrats gehe das Gesundheitsministerium aus.

Weniger krank im Homeoffice, Krankschreibung per Telefon

Krankenstände kosten die Wirtschaft Milliarden. Voriges Jahr gingen die Fehlzeiten zurück. Masken, Abstand und Home-Office könnten Krankenstände dauerhaft reduzieren.

Wer sich krank fühlt, muss nicht zum Arzt, sondern darf sich per Telefon krankschreiben lassen. Was lang ein No-Go für Wirtschaftsvertreter war, hat die Pandemie möglich gemacht: Die telefonische Krankschreibung wurde soeben wieder eingeführt und gilt vorerst bis Jahresende. Kurzarbeit, Home-Office, Maskenpflicht und Abstandsregeln: Die Bekämpfung der Pandemie hat sich voriges Jahr deutlich auf die Krankenstände ausgewirkt. 3,7 Millionen Krankenstandsfälle verzeichnete die Statistik Austria 2020, gut eine Million weniger als 2019.