Studie: Pflegearbeit und Jobwechsel

Jeder vierte Beschäftigte im niederösterreichischen Gesundheits- und Pflegebereich denkt zumindest einmal pro Woche daran, den Job zu wechseln. Zu diesem Resultat kam eine von der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) beauftragte Studie.

Eine Conclusio der Studie lautet, dass die Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegewesen ihre Tätigkeit durchaus schätzen, aber körperlich und psychisch erschöpft sind. Als eine wesentliche Ursache gelten laut Aussendung der Arbeiterkammer die „laufend anwachsenden beruflichen Belastungen“.

Befragt wurden durch das Wissma Marktforschungsinstitut 2.900 Personen. AKNÖ-Präsident Markus Wieser verlangte auf dieser Grundlage am Mittwoch „endlich nachhaltige Lösungen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“.

Höhere Einkommen und bessere Vereinbarkeit gewünscht

41 Prozent der Befragten glauben, dass sie ihren Job wahrscheinlich nicht bis zur Pension ausüben können. Gewünscht werden von den Pflegekräften neben einem höheren Einkommen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, kürzere Arbeitszeiten bei vollem Gehalts- und Personalausgleich sowie berufliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten.

Wieser forderte Verbesserungen in den Bereichen Arbeitsbedingungen, Personal und Entgelt ein: „Die groß angekündigte Pflegereform der Bundesregierung ist jedenfalls nicht bei den Beschäftigten angekommen.“ Es brauche u. a. eine nachhaltige Finanzierung der Gehaltserhöhungen statt zeitlich befristetem Pflegebonus sowie einen leichteren Zugang zur Schwerarbeitspension für Gesundheits- und Sozialbetreuungsberufe.

Unternehmen wollen Home-Office reduzieren

Die Chefinnen und Chefs der größten Unternehmen weltweit wollen einer Umfrage zufolge das Arbeiten von zu Hause beschränken. Das geht aus der heute von der Unternehmensberatung KPMG veröffentlichten Untersuchung hervor: 68 Prozent von ihnen gehen davon aus, dass ihre Angestellten innerhalb der nächsten drei Jahre wieder gänzlich ins Büro zurückkehren werden.

International geht ebenfalls eine Mehrheit (64 Prozent) der Chefs davon aus, dass es die Möglichkeit des Arbeitens von zu Hause bei ihnen in drei Jahren nicht mehr geben wird. Nur jeder vierte Befragte befürworte eine langfristige Fortführung hybrider Modelle. An weitgehende Entscheidungsfreiheit zur Wahl des Arbeitsplatzes ihrer Beschäftigen glaubt nur eine kleine Minderheit von drei Prozent.

Die meisten Chefs (88 Prozent) können sich KPMG zufolge vorstellen, ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Anreizen wieder ins Büro zu holen. Etwa könnten ihnen Beförderungen oder Gehaltssteigerungen angeboten werden, wenn sie häufiger ins Büro kommen. KPMG hat nach eigenen Angaben im August und September weltweit und branchenübergreifend 1.325 Chefs von Großunternehmen befragt.

Schlechte Führung macht krank

Kurzzeitiger Stress kann aktivierend sein und sich positiv auf die Leistung auswirken. „Wird aus der Ausnahme allerdings ein Dauerzustand, den die Führungskraft nicht durch Unterstützung abfedert, kann Stress mittelfristig krank machen“, so das Meinungsforschungsinstitut Gallup.

In Österreich fühlen sich 36 Prozent im Job gestresst, zeigt der Report „State of the Global Workplace 2023“. Das erhöht die Wechselbereitschaft. Gefühlter Stress komme nicht von ungefähr. Er gehe oft mit einer niedrigen emotionalen Bindung an den Arbeitgeber einher.

„Stress ist langfristig Gift für die Unternehmenskultur und damit auch den wirtschaftlichen Erfolg“, so Gallup-Direktor Marco Nink. Hierzulande ist der Erhebung zufolge nur jeder Zehnte (11 Prozent) emotional stark an seinen Arbeitgeber gebunden. 79 Prozent machten Dienst nach Vorschrift, 13 Prozent hätten sogar bereits innerlich gekündigt.

Im internationalen Vergleich fühlen sich in Österreich weniger bei der Arbeit gestresst – in Europa sind es im Schnitt 39 Prozent, in Deutschland 42 Prozent und weltweit 44 Prozent.
Gute Führung sorgt für weniger Stress

Eine schwache emotionale Bindung an den Arbeitgeber fördere die Wechselbereitschaft. „Entgegenwirken können Unternehmen mit der Qualität der erlebten Führung“, so Nink. Beschäftigte unter guter Führung fühlten sich weniger gestresst und mehr gebunden als Beschäftigte, deren emotionale Bedürfnisse am Arbeitsplatz übersehen würden.

Im Vergleich aller zehn Weltregionen herrscht in Europa laut Umfrage mit im Schnitt 13 Prozent der niedrigste Grad emotionaler Mitarbeiterbindung – in Deutschland sind es 16 Prozent, in der Schweiz elf und in Großbritannien zehn Prozent. Weit unter dem europäischen Durchschnitt liegen Frankreich mit sieben und Italien mit nur fünf Prozent. Weltweit fühlen sich durchschnittlich 23 Prozent emotional eng mit dem Arbeitgeber verwoben.
Führungs-, nicht Arbeitskultur als Auslöser

Oft würden „kulturelle Faktoren“ als Grund für die schwache emotionale Mitarbeiterbindung in Europa angegeben. „Allerdings liegt das Problem nicht in der Arbeits-, sondern in der Führungskultur“, hielt Nink fest. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass bei Unternehmen, die aktiv an der Qualität der erlebten Führung und des Arbeitsumfeldes arbeiten, sich die emotionale Bindung ihrer Mitarbeitenden deutlich steigern lässt“, so der Gallup-Experte.

„Wenn Arbeitgeber die emotionale Bindung aktiv fördern und sich um das Wohlergehen ihrer Beschäftigten kümmern, reduzieren sie nicht nur deren Stress, sondern stärken neben der Gesundheit und Leistungsfähigkeit auch ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitgebermarke“, so Gallup-Partnerin Pa Sinya.
Viele rechnen sich Chance auf neuen Job aus

Unzufriedene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer könnten schneller weg sein als gedacht. Derzeit bewerten viele die Chance, einen neuen Job zu finden, als durchaus positiv, zeigt die Erhebung. In Österreich geben 50 Prozent der Befragten an, es sei eine gute Zeit, den Arbeitgeber zu wechseln. Europaweit liegt der Schnitt bei 56 Prozent.

Für den vorliegenden Bericht wurden weltweit 122.416 Beschäftige in 145 Ländern befragt, 18.262 davon in 38 Ländern Europas. Die Interviews wurden laut Gallup zwischen April 2022 und März 2023 telefonisch oder persönlich durchgeführt. Die Auswahl der Befragten sei nach dem Zufallsprinzip erfolgt.

Studie – Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt

Die Studie „Künstliche Intelligenz – ein sozialpartnerschaftliches Forschungsprojekt untersucht die neue Arbeitswelt“ leistet einen wichtigen Beitrag zu der gesellschaftlich notwendigen Debatte zum Einsatz von KI in der Arbeitswelt. „Als Gewerkschaft wollen wir mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern den Einsatz Künstlicher Intelligenz so gestalten, dass es auch in Zukunft Gute Arbeit für alle gibt. Nur wenn die Technik den Menschen nicht steuert, sondern ihn in seiner Arbeit unterstützt, kann KI zu einem Erfolgsmodell für Beschäftigte und Unternehmen werden“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz. „Dazu müssen wir die Effekte des KI-Einsatzes verstehen, und dafür leisten gerade die Feldstudien des gemeinsamen Forschungsprojektes einen wichtigen Beitrag.“

„KI-Anwendungen müssen der Verbesserung von Arbeits- und Lebensqualität dienen.“

Christoph Schmitz, ver.di-Bundesvorstandsmitglied

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz löse derzeit bei vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Sorgen und Ängste aus, so Schmitz weiter. „Selbststeuernde Prozesse führen zu einer neuen Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine, ohne dass diese bisher ausreichend erforscht ist.“ Drängende Fragen der Kontrolle, der Ent- oder Belastung, der Qualifizierung und der Beschäftigungssicherung müssten geklärt werden. „Die Einführung von KI kann die Arbeitsqualität verbessern, wenn die Kriterien von Guter Arbeit schon vor der Implementierung berücksichtigt werden.“

Bereits im März dieses Jahres hatte ver.di „Ethische Leitlinien für die Entwicklung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz“ veröffentlicht. Schmitz: „Künstliche Intelligenz ist Werkzeug, Mittel zum Zweck. KI-Anwendungen müssen der Verbesserung von Arbeits- und Lebensqualität dienen.“ KI-Systeme seien so zu gestalten, dass die Handlungs- und Gestaltungsspielräume der Erwerbstätigen erweitert werden. „Tätigkeiten sind durch gezielte Qualifizierung aufzuwerten. Dies kann durch Tarifverträge flankiert und durch neue Stellenzuschnitte unterstützt werden.“

Die am 9. Dezember 2020 veröffentlichte Studie „Künstliche Intelligenz – ein sozialpartnerschaftliches Forschungsprojekt untersucht die neue Arbeitswelt“ zeigt Erfahrungen mit dem Einsatz von KI in der Arbeitswelt an zwei Fallbeispielen: Bei Siemens in der Personalverwaltung wurde der Chatbot CARL erprobt, ein Assistenzsystem, das wie ein menschlicher Second Level Support im Hintergrund unterstützt. Bei der Telekom wurde die Robotic Desktop Application PIA erforscht, ein persönlicher interaktiver Assistent, der im Hintergrund vorhandene Daten mit neuen Daten verknüpft. Das Prinzip dahinter ist, dass KI große Datenmengen schneller analysieren und durchforsten kann.

4-Tage-Woche: Arbeitsminister skeptisch

Schon jetzt bestehe die Möglichkeit, sich flexibel zu organisieren, sagt Kocher. Dass vier anstatt fünf Tage Arbeit gesünder seien, „kann man nicht generell sagen“.

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) verweist in der von der SPÖ angestrengten Debatte rund um eine Viertagewoche darauf, „dass es jetzt schon die Möglichkeit gibt, die Arbeit flexibel zu organisieren“. Dabei strich er Betriebsvereinbarungen und Kollektivverträge mit verschiedenen Normarbeitszeiten hervor. Und betonte: „Wenn es um eine generelle Viertagewoche für alle mit reduzierter Arbeitszeit geht, dann sehe ich das skeptisch.“

„Das würde nicht für alle Branchen funktionieren“, sagte Kocher auf Nachfrage am Dienstag. Es gebe aber schon Bereiche, in denen man eine Viertagewoche überlegen könne. Es hänge viel vom „Wie“ ab: „Da sind die Sozialpartner die richtige Ebene um darüber zu diskutieren, in welche Richtung es gehen soll mit der Arbeitszeitentwicklung.“ Der Arbeitsminister warnte davor, dass eine generelle Viertagewoche den Arbeitskräftemangel verstärken und die Lohnstückkostenentwicklung negativ beeinflussen würde.

Vier Tage gesünder? „Das kann man nicht generell sagen“

„Dass vier Tage arbeiten gesünder ist als fünf Tage zu arbeiten, das kann man nicht generell sagen“, betonte die Arbeitsmedizinerin Eva Höltl. „Ich begrüße aber sehr, dass mehr Flexibilität in die Arbeitszeitgestaltung vieler Jobs Einzug hält – das betrifft viele die Vereinbarkeitsthemen haben oder pendeln.“

Die SPÖ will über das Thema Viertagewoche ja über den Sommer mit den relevanten Stakeholdern diskutieren und im Herbst im Parlament fortsetzen. Ihr freiwilliges Modell beinhaltet eine öffentliche Förderung. Die Arbeitszeit soll um 20 Prozent, also auf 32 Stunden in der Woche, gesenkt und somit ein freier Tag mehr geschaffen werden. Die wegfallenden 20 Prozent sollen zur Hälfte vom AMS bezahlt werden und jeweils zu 25 Prozent vom Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer. So bliebe mit einer Viertagewoche ein Bruttolohn von 95 Prozent, rechnete Parteichefin Pamela Rendi-Wagner vergangenen Freitag vor. Je vier Arbeitnehmern im Viertagewochen-Modell solle eine zusätzliche Arbeitskraft angestellt werden, „um einen Beschäftigungseffekt zu erzielen“.

Arbeitsschutz für Mitarbeiter – 10 Regeln

Diese Regeln sollen Arbeitnehmer vor Infektion schützen (deutscher Standard ab 15.4.)

1. Bestehender Arbeitsschutz gilt weiter: Arbeitsschutzmaßnahmen, die bisher schon in den Unternehmen gelten, sollen weiter gelten – aber zusätzlich durch Infektionsschutzmaßnahmen ergängt werden. Das sei für alle Unternehmen in Deutschland verbindlich.

2. Betriebsärzte sollen Unternehmen beraten: Bei der Umsetzung dieser Maßnahmen sollen die Unternehmen Hilfe von Betriebsärzten und medizinischem Personal bekommen. So soll es zum Beispiel Unterweisungen für Beschäftigte geben, wie sie sich am Arbeitsplatz verhalten sollen – gegebenenfalls auch telefonisch. Besonders bedrohte Arbeitnehmer sollen eine Einzelberatung in Anspruch nehmen können.

3. Abstand muss eingehalten werden: Konkret wird unter anderem grundsätzlich vorgegeben, dass ein Abstand von mindestens 1,5 Metern zu anderen Menschen auch bei der Arbeit einzuhalten ist – und zwar in Gebäuden, im Freien und in Fahrzeugen.

Dafür müssten Absperrungen, Markierungen oder Zugangsregelungen umgesetzt werden. Wo dies nicht möglich ist, seien alternativ etwa Trennwände zu installieren – die sind schon jetzt in vielen Supermärkten in Form von Plexiglas-Trennern installiert.

4. Möglichst wenige Menschen auf einmal: Die Arbeitsabläufe in den Unternehmen sollen so organisiert werden, dass Beschäftigte möglichst wenig direkten Kontakt zueinander haben. Dies gelte etwa für Pausen, Schichtwechsel oder Anwesenheit im Büro.

5. Nicht krank zur Arbeit: Für Beschäftigte gilt der Grundsatz: „Niemals krank zur Arbeit“, betonte Bundearbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Wer Symptome wie leichtes Fieber habe, solle den Arbeitsplatz verlassen oder zu Hause bleiben, bis der Verdacht ärztlich geklärt ist. Es handele sich um verbindliche Regeln, sagte Heil. Die Behörden würden die Einhaltung auch stichprobenartig kontrollieren. Man gehe aber davon aus, dass sich die Unternehmen an die Vorgaben halten.

6. Mundschutz: Ist das Einhalten des Sicherheitsabstandes nicht machbar, sollen die Arbeitgeber Nase-Mund-Bedeckungen für die Beschäftigten und auch für Kunden und Dienstleister zur Verfügung stellen.

7. Waschgelegenheiten müssen vorhanden sein: Die Arbeitgeber müssten zudem dafür sorgen, dass die Arbeitnehmer ihre Hände waschen und desinfizieren können.

8. Häufige Reinigung: Büros, Fahrzeuge und andere Flächen, die bei der Arbeit benutzt werden, sollen häufiger als sonst gereinigt werden.

9. Unternehmen kooperieren mit Gesundheitsbehörden

10. Grundsatz „Gesundheit geht vor“: Heil erklärte, die Gesundheit der Beschäftigten habe zu jeder Zeit Priorität, darauf sollten vor allem Führungskräfte achten.

AUVA: Corona-Infos zum Arbeitnehmerschutz für Arbeitgeber

CORONAVIRUS: Informationen für Arbeitgeber zum Arbeitnehmerschutz

Hier finden Sie Informationen für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zu Schutzmaßnahmen betreffend Coronavirus.


Gipfel Gesunde Arbeitsplätze 2019

Die zweitägige Veranstaltung in Bilbao brachte politische Entscheidungsträger, Sozialpartner, Focal Points der EU-OSHA, offizielle Kampagnenpartner, Medienpartner und andere Interessenträger zusammen, um den Abschluss der Kampagne Gesunde Arbeitsplätze – Gefährliche Arbeitsstoffe erkennen und handhaben zu feiern.

Die Verleihung der Auszeichnungen des Europäischen Wettbewerbs für gute praktische Lösungen für gesunde Arbeitsplätze fand in einer sehr emotionalen Zeremonie statt. Die Delegierten tauschten gute praktische Lösungen aus, sprachen über die gewonnenen Erkenntnisse und verpflichteten sich, sich gemeinsam für die Bewältigung künftiger Herausforderungen einzusetzen.

Hier finden Sie alle Unterlagen:

Studie: Langfristige Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Büroarbeit

Folgen von Büroarbeit: Krummer Rücken vom stundenlangen Sitzen. Zur Studie

Forscher haben eine Wachspuppe entworfen, um die Gesundheitsrisiken im Büro zu zeigen. Sie warnen: Künftig könnten neun von zehn Büroangestellte so aussehen wie Emma (Standard 10.11.2019).

Emma ist nur eine Wachspuppe, wie sie im Madame Tussauds zu finden sein könnte, aber sie visualisiert, wie Experten sich Büroangestellte in 20 Jahren vorstellen: mit so einigen gesundheitlichen Problemchen und Problemen. Emma hat auffällig viele Haare in den Ohren, und ihre Nasenflügel sind wegen der schlechten Luftqualität an ihrem Arbeitsplatz gerötet. Stressbedingt ist die Haut auf ihren Armen gereizt.

Die lebensgroße Puppe ist das anschauliche Ergebnis einer aktuellen Studie mit dem Titel „The Work Colleague Of The Future“ („Der Arbeitskollege der Zukunft“). Dafür gaben rund 3000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Deutschland, Großbritannien und Frankreich Auskunft über ihren gesundheitlichen Zustand. 50 Prozent berichten von gereizten Augen, 49 Prozent von Rückenproblemen und 48 Prozent von Kopfschmerzen. In Auftrag gegeben wurde die Studie vom Büroausstatter Fellowes, durchgeführt von einem Team rund um den Zukunftsforscher William Higham.

80 Prozent am Schreibtisch

Büroarbeit, warnt Higham in der Zeitung „The Independent“, werde uns „sehr krank machen“. Das mit Abstand Schädlichste dabei, heißt es in dem Bericht des Forschers, sei das lange Stillsitzen, das Muskel-Skelett-Beschwerden, Gewichtszunahme, Durchblutungsstörungen, erhöhten Blutdruck, Herzkrankheiten oder Diabetes zur Folge haben könne. Noch beunruhigender seien Statistiken, „die einen Zusammenhang zwischen langem Sitzen und einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebserkrankungen herstellen“.

Wie Higham aufzeigt, arbeiten weltweit mehr Menschen in Büros als in irgendeiner anderen Arbeitsumgebung. Der durchschnittliche deutsche Büroangestellte verbringt offenbar über 80 Prozent seines Arbeitstags am Schreibtisch. 81 Prozent der britischen Büroangestellten mehr als vier Stunden pro Tag, 45 Prozent über sechs. Französische Angestellte verbringen etwa ein Drittel des Tages sitzend.

Beim langen Sitzen verspannen Nacken und Schultern. Die Wirbelsäule ist weniger flexibel, da sie den Druck abfängt, und das Becken ist verdreht, schreibt Higham. „Kein Wunder, dass Rückenschmerzen inzwischen zu einem globalen Problem geworden sind.“

Nackenschmerzen und Migräne

Fatal seien aber auch die schlechten Arbeitsbedingungen in den Büros: Es mangele an natürlichem Licht und Frischluft. Wer jeden Tag seine Arbeit dort verrichtet, leide häufig an Migräne und Augenproblemen. Er sei außerdem anfälliger für Virusinfekte, was daran liege, dass die falsche Lufttemperatur die Ausbreitung von Viren fördert. Außerdem trocknen die Nasenschleimhäute aus, das Atmungssystem kann die Luft nicht mehr so gut filtern, und so dringen Viren und Bakterien leichter in den Körper ein.

Die Büroarbeit führe zudem zu psychischen Beschwerden wie Konzentrationsproblemen und einer schlechteren Merkfähigkeit (durch den Informationsüberfluss) oder Schlafmangel (durch die Bildschirmbeleuchtung und die Überlastung).

Higham warnt, dass bald neun von zehn Büroarbeiter so aussehen könnten wie Emma – wenn sie ihre Arbeitsweise nicht radikal ändern. Nur wie?

Wichtig sei zunächst, regelmäßig seine Sitzposition zu ändern, sagt Arbeitsmedizinerin Gabriele Strobl. Sie spricht von „dynamischem Sitzen“. Das bedeutet, dem spontanen Bedürfnis, sich zu strecken oder anders hinzusetzen, unbedingt nachzukommen. Wer die Möglichkeit hat, zwischendurch an einem Stehtisch zu arbeiten oder dort Besprechungen abzuhalten, solle sie unbedingt nützen. Auch kurze Pausen, in denen man aufsteht und ein paar Schritte geht, seien essenziell. Durch diese Positionswechsel wird der Rücken entlastet und der Körper besser durchblutet.

Der Computermonitor sollte mindestens eine Armlänge entfernt platziert sein. Denn steht der Bildschirm zu nahe, ist die Körperhaltung verkrampft, und es kommt zu Schmerzen in den Schultern und im Nacken und zu einer schlechten Haltung wie bei Emma. Ideal ist, den Bildschirm so einzustellen, dass man leicht schräg nach unten schaut. „Viele stellen ihn zu hoch ein“, weiß Strobl. Sie empfiehlt, aufrecht im Sessel zu sitzen oder das Becken leicht nach vorne zu kippen. Der Rücken bleibt so in einer natürlichen Haltung. Davon, die Beine übereinanderzuschlagen, rät sie ab – besser ist es, wenn beide Füße fest auf dem Boden stehen.

Alle 50 Minuten weg vom Bildschirm

Gegen trockene, gerötete Augen helfe eine Bildschirmpause alle 50 Minuten. Damit sich die Augen entspannen können, sollte man immer wieder bewusst blinzeln, in die Ferne schauen oder die Augen schließen. Aber auch ausreichend zu trinken sei maßgeblich. Die gängige Empfehlung aus der Arbeitsmedizin lautet: mindestens 1,5 Liter pro Tag.

Damit sich keine Fettpölsterchen bilden, ist, wenig überraschend, Bewegung wichtig – und zwar auch nach der Arbeit. Erwachsene sollten zumindest auf zweieinhalb Stunden pro Woche kommen, sagt Strobl. Die Expertin rät außerdem, „einmal pro Tag wirklich zu entspannen“.

Arbeitgeber seien gefragt, den Arbeitnehmern die so wichtige Freizeit zu gewährleisten. Sie müssten für ausreichendes Licht und eine gute Luftqualität in den Büros sorgen und die Arbeitsplätze mit vernünftigen Büromöbeln ausstatten. Es brauche unterschiedliche Arbeitsmöglichkeiten und genügend Pausenräume, sagt wiederum Higham. Er regt außerdem dazu an, „Walk-and-Talk-Meetings“ einzuführen.

In manchen Bereichen würden die Menschen immer gesundheitsbewusster, schreibt der Zukunftsforscher. „Andere ignorieren sie aber“. Für eine intakte Gesundheit reicht es nicht, gesund zu essen und einmal pro Woche die Yogamatte auszurollen – im Büro warten die Gesundheitsfallen. Aber wie Arbeitsmedizinerin Strobl sagt: „Wir können einiges tun, um nicht Emma zu werden.“

 

WdF-Gesundheitsstudie 2019

Stress und psychische Belastung machen österreichischen Führungskräften am meisten zu schaffen

Am 5. November 2019 wurde die aktuelle WdF Gesundheitsstudie in den Räumlichkeiten der DONAU Versicherung präsentiert. Das bereits traditionelle Fragenprogramm wurde heuer um die Aspekte finanziellen Vorsorge, der medizinischen Versorgung und der Altersvorsorge ergänzt. Andreas Zakostelsky, WdF Bundesvorsitzender, Edeltraud Fichtenbauer Mitglied des Vorstands DONAU Versicherung und Felix Josef, Geschäftsführer Triconsult erläuterten die Ergebnisse.

„Als Interessenvertretung der Führungskräfte in Österreich ist uns das Vorsorge- und Gesundheits-Bewusstsein der Manager besonders wichtig. Deshalb führen wir seit Jahren dazu eine Studie durch, um Herausforderungen aufzuzeigen und Veränderungen zu beleuchten“, erklärte Andreas Zakostelsky.

Das Bewusstsein zu Bewegungsmangel und Übergewicht hat deutlich zugenommen; Stress aber bleibt der häufigste Risikofaktor. Halbiert hat sich seit 2017 der Anteil der Befragten, die für sich selbst keine Risikofaktoren wahrnehmen. 11% der Manager*innen sind Raucher*innen, die Hälfte will aufhören.

Sport und Bewegung stehen aktuell und auch für 2020 geplant ganz oben auf der to-do-Listen. 92% der Führungskräfte betreiben Sport und 78% zumindest mehrmals pro Monat. Die ausgeübten Sportarten sind relativ bodenständig: Wandern und Radfahren statt Golf. Auffallend ist auch, dass die Führungskräfte ihre Sport- und Freizeitaktivitäten an den Anforderungen des Klimabewusstseins ausrichten.

„Es ist sehr erfreulich, dass das Vorsorgebewusstsein der österreichischen Führungskräfte auf einem hohen Niveau ist. Die Gesundheit nimmt einen hohen Stellenwert ein. Die sportlichen Aktivitäten in der Freizeit und die Vorsorge mit einer privaten Krankenversicherung verdeutlichen das. Die Vorsorge für das Risiko langer und schwerer Erkrankungen mit einer Versicherung weist aber auf den Aufklärungsbedarf für Risikoversicherungen in diesen Bereich hin“, so Edeltraud Fichtenbauer.

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Anerkennungskultur im Betrieb

SN-Interview mit Prof Siegrist, dem Pionier der Wertschätzungskultur im Betrieb.

Zum Nachlesen

Die Siegrist-Philosophie -Haltungen und Verhaltensweisen – Wie Führungskräfte den „Wertschätzungstank“ ihrer Mitarbeiter füllen können

Viele Studien belegen, Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern wirkt positiv auf das Commitment und die Motivation. Zunehmend wird auch die Wirkung von Wertschätzung auf die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeiter anerkannt. Die richtigen Haltungen und die Verhaltensweisen vorausgesetzt, ist Wertschätzung ein Bestandteil guter Führung. Zudem sind die Effekte der Wertschätzung oft unmittelbar bei Wertschätzungsgeber und -nehmer wahrnehmbar.

Was vermissen Mitarbeiter in den meisten Fällen bei ihren Chefs?

Die Leiterin der Personalentwicklung eines großen Unternehmens betrachtet sorgenvoll die Antworten der jüngsten Ergebnisse ihrer Mitarbeiterbefragung: Es fehlt an Wertschätzung und Anerkennung. Als Führungskraft fragt sie sich: Was soll ich tun? Oder vielmehr: Was soll ich denn noch tun? Werden Führungskräfte direkt befragt, wie sie es mit Lob und Anerkennung halten, sagen einige: „Wir sind hier nicht zum Kuscheln da“. Die Mehrzahl antwortet aber, dass sie Wertschätzung geben, die Mitarbeiter respektieren und auch häufig loben. Trotzdem haben sie oftmals das ungute Gefühl, dass ihr Tun wirkungslos verpufft.

Aktuelle neurobiologische Forschungsergebnisse belegen: Führungskräfte leisten durch „richtige“ Wertschätzung einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter. Umgekehrt gilt: Mitarbeiter mit leerem „Wertschätzungs-Tank“ können krank werden.

Vom Leiter des Instituts für Medizinische Soziologie, Professor Johannes Siegrist, stammt das Buch „Der Homo Oeconomicus bekommt Konkurrenz. Die Wiederentdeckung der Emotion in der Wirtschaft“. Darin belegt er, dass Arbeitsbedingungen mit dem Ziel der reinen Nutzenmaximierung krank machen – und zwar die Mitarbeiter. Davon sind bei weitem nicht nur diejenigen Mitarbeiter betroffen, die mit ihrem Selbstmanagement Probleme haben oder sich nicht gesund ernähren.   Weiterlesen

Arbeitsplätze evaluieren mit EVALOG

In Österreich arbeiten ca. 720.00 Menschen in Kleinstbetrieben bis zu 9 Beschäftigten.

Die AUVA hat aktuell ein neues Evaluierungstool für ebendiese Kleinstbetriebe herausgebracht – EVALOG.

Hintergrund

Um den gesetzlichen Anforderungen zur Umsetzung des ASchG zu entsprechen, besteht  insbesondere für Kleinstbetriebe (bzw. auch für Einzelarbeitsplätze in größeren Organisationen, die sich nicht anderen, übergeordneten Tätigkeitsgruppen zuordnen lassen) ein hoher Bedarf für …

  1. ein niedrigschwelliges und anwendungsfreundliches (aber wissenschaftlich fundiertes) Verfahrens zur Evaluierung psychischer Belastungen,
  2. welches im Rahmen eines vertrauensvollen Face-To-Face Dialogs
  3. unter Zuhilfenahme eines kompakten und praktisch handhabbaren Leitfadens (Wegweiser)
  4. von verantwortungsbewussten betrieblichen Verantwortungsträgern

zum Einsatz gebracht werden kann.

Quasi als reduzierter KFZA-Fragebogen gemäß Unternehmermodell. In Summe ist aber dennoch keine fachliche kss-Situation gegeben („keep it simple and stupid“), da schon rein das zugehörige Manual 89 Seiten umfasst und erheblicher Lektüre bedarf.

Nach genauer Hinsicht und ersten Praxistests dürfte wohl eine Art fundiertes Laieninstrument vorliegen, das in einen angemessenen arbeitspsychologischen Rahmen/Support eingebettet werden sollte.

Wir beraten Sie gerne!

Gute Führungskräfte – immer erreichbar?

Die offene Bürotür signalisiert Gesprächsbereitschaft des Vorgesetzten. Doch eine solche passive Erreichbarkeit ist wenig sinnvoll. Den Kontakt zu den Mitarbeitern pflegen Führungskräfte besser anders.

„Meine Tür steht immer offen.“ Ein Großteil der Vorgesetzten hält das für einen elementaren Grundsatz des modernen Führungsstils. Man wolle für seine Mitarbeiter da – und jederzeit ansprechbar sein. Mitarbeiterorientierung sei das A und O heutzutage.

„Das ist ja gut gemeint, aber so umgesetzt überhaupt nicht sinnvoll“, ist Geschäftsführer-Coach Bernd Geropp überzeugt. „Wir sollten uns nicht von anderen Personen unterbrechen lassen – nicht von Freunden und auch nicht von Mitarbeitern“..

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Demografischer Wandel am Arbeitsmarkt

Überdeckt vom vorherrschenden Jugendwahn am Arbeitsmarkt vollzieht sich in den heimischen Betrieben ein demografischer Wandel, der vielen noch immer nicht bewusst ist: Die Belegschaft altert, „Über 50“ hat zahlenmäßig „Unter 30“ längst überholt, noch heuer dürfte die Zahl der über 60-jährigen Arbeitnehmer in Österreich jene der unter 20-Jährigen erstmals überholen.

Bei den Männern hat sich die Beschäftigungsquote bei den 60- bis 64-jährigen binnen zehn Jahren um 20 Prozentpunkte auf knapp 40 Prozent verdoppelt. Sie ist damit jetzt schon höher als jene bei den unter 20-Jährigen, wo Geburtenrückgang und Höherqualifizierung an Schule und Uni die Quote drücken. Grund für das überdurchschnittliche Beschäftigungsplus bei den Älteren sind neben der Demografie die jüngsten Pensionsreformen, die vor allem Schlupflöcher in die Frühpension schlossen, aber auch die gute Arbeitsmarktlage. Weil nicht mehr so viele junge, entsprechend qualifizierte Arbeitskräfte nachrücken, sind die Betriebe oft auf die Älteren angewiesen.

Dennoch: In anderen EU-Staaten, vor allem die skandinavischen Länder, sind noch mehr Ältere in Beschäftigung. Dies liegt zum einen am höheren gesetzlichen Pensionsantrittsalter vor allem bei den Frauen, wo Österreich erst ab 2024 schrittweise angleicht und aufholen wird. Zum anderen gibt es unterschiedlichste Modelle von Teilpensionen oder Altersteilzeit, die die Statistiken verzerren.

Digitalisierung und Teamarbeit

Die Digitalisierung stolpert nicht an der Technik, sondern an den Menschen, die im Ich und damit im lokalen Speichersystem verhaftet bleiben.

In den digitalen Tools bilden sich aber oft nur altgewohnte Arbeitsstrategien ab. Um das tatsächliche Potenzial zu heben, braucht es nicht weniger als eine Revolution unseres Verständnisses von Teamarbeit. Andernfalls vermehren sich nur die Kanäle und damit die Redundanz von Informationen.

Das Ziel: Mehr für alle

Damit Teams aus Festangestellten, Freien, Kreativen, Techniker*innen sowie im besten Falle Kund*innen auf einen Nenner kommen, brauchen sie ein gemeinsames Informationssystem. Das funktioniert nicht, wenn Teammitglieder in dem Gedanken verhaftet bleiben, Ordnungs- und Speichersysteme für sich persönlich anlegen zu müssen.  Mehr Lesen