Studie zu 4-Tage-Woche

Weniger Stunden zu arbeiten und trotzdem das gleiche Gehalt zu erhalten kann einer Studie zufolge Vorteile bringen – sowohl für Arbeitgeber als auch für Beschäftigte. Fachleute stellten am Freitag in Düsseldorf eine Studie zur Viertagewoche vor. 41 deutsche Unternehmen und Organisationen hatten testweise ein halbes Jahr ein neues Arbeitszeitmodell eingeführt.

Die Produktivität sei leicht gestiegen, sagte Studienleiterin Julia Backmann von der Universität Münster. Die Beschäftigten hätten weniger Stress gehabt, sie seien zufriedener geworden und hätten von einer verbesserten mentalen sowie körperlichen Gesundheit berichtet.

Nach der Einführung des neuen Arbeitszeitmodells änderten viele Unternehmen ihre Abläufe. Eine Maßnahme davon war, dass sie weniger oder zumindest kürzere interne Meetings hatten.

„Nicht repräsentativ“

Die Aussagekraft der Studie der Universität Münster, in die auch die Unternehmensberatung Intraprenör eingebunden war, ist begrenzt, da die teilnehmenden Organisationen nicht repräsentativ sind für die deutsche Wirtschaft.

Mitgemacht haben unter anderem Kindergärten, Steuerberatungen und Architekturbüros, aber auch ein Unternehmen der Logistikbranche mit Schichtarbeit. Die Studie betraf 900 Menschen.

Ähnliche Studien auch in anderen Ländern

Ähnliche Studien gab es zuvor in Großbritannien, Südafrika und den USA, auch hierbei waren positive Effekte festgestellt worden. Die deutsche Studie war umfangreicher als diese Untersuchungen, dort wurden 600 Interviews durchgeführt.

Außerdem setzten die Fachleute darauf, dass Beschäftigte Fitnesstracker trugen und dadurch Daten zu Stresslevel und Schlafdauer festgehalten wurden. Sogar rund 250 Haarproben zur Messung des Stresshormons Cortisol wurden genommen.

Weniger Stress, mehr Schlaf und höhere Aktivität

Für die Studie gab es zwei Testgruppen: Eine hatte weniger Arbeitszeit und eine die normale Arbeitszeit. „Die Viertagewoche-Gruppe hatte im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant weniger Stress, sie hatte eine signifikant höhere Schlafdauer und ein höheres Aktivitätslevel“, sagt die Wirtschaftswissenschaftlerin Backmann.

Die Studie trägt zwar den Titel „Die Vier-Tage-Woche in Deutschland“, es geht aber längst nicht immer um eine Reduzierung der Arbeitszeit um 20 Prozent. Vielmehr wählten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterschiedliche Modelle: Nur jede fünfte Organisation entschied sich für die eigentliche Viertagewoche, der Rest für eine geringere Reduzierung der Arbeitszeit bei gleich bleibendem Gehalt. Im Schnitt aller Teilnehmer sank die Arbeitszeit um vier Stunden pro Woche.

Studie als „Beitrag zu einer gesellschaftlichen Debatte“

Carsten Meier von der Beratung Intraprenör, die das Konzept der Viertagewoche bewirbt, sieht Potenzial dafür in Deutschland. „Es schlummert unter zu vielen Meetings, zu komplizierten Prozessen und vielleicht auch noch zu geringer Digitalisierung.“ Es gebe aber keineswegs „auf Knopfdruck“ positive Ergebnisse, sondern die Organisationen müssten hart arbeiten.

Meier versteht die Studie als Beitrag zu einer gesellschaftlichen Debatte, um Arbeit neu zu definieren. „Wir brauchen in Deutschland ein neues Verständnis von Leistung – eines, das eben nicht an geleisteter Arbeitszeit festhält, sondern sich auf Ergebnisse und Ziele konzentriert.“ Man brauche eine Arbeitswelt, die wirtschaftlich erfolgreich und innovativ sei und gleichzeitig Mitarbeitern helfe, gesund zu sein und ihnen ein attraktives Arbeitsumfeld biete.

Professorin Backmann fügte hinzu, es gehe bei der Studie nicht darum, eine flächendeckende Einführung der Viertagewoche über alle Branchen hinweg zu propagieren, sondern sie als „eine Möglichkeit eines innovativen Arbeitszeitmodells und ihrer Wirkung“ zu testen.

„Unsere Erwartungen wurden übertroffen“

Als positives Beispiel wurde Harald Urban vorgestellt. Seine Steuerberatung mit 16 Mitarbeitern in Schönaich bei Stuttgart führte die Viertagewoche ein, um möglichem Burn-out entgegenzuwirken sowie um die Mitarbeiterbindung und die Motivation zu erhöhen.

Außerdem wollte man im Werben um Fachkräfte attraktiver sein, sagt Urban. „Unsere Erwartungen wurden erfüllt und übertroffen.“ Da man „auch wirtschaftlich zufrieden“ sei, setze man nun dauerhaft auf die Reduzierung der Arbeitszeit um 20 Prozent bei Vollzeitgehalt.

Von den Teilnehmern des Pilotprojekts möchten den Angaben zufolge knapp drei Viertel mit der testweise eingeführten Arbeitszeitreduzierung weitermachen, ein Fünftel hört damit auf und macht weiter wie zuvor. Der Rest ist noch unentschlossen.

Zwei Seiten der Medaille?

Befürworter der Viertagewoche argumentieren zudem, dass Familie und Beruf besser in Einklang gebracht werden können. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel könnten Firmen zudem einen Vorteil haben, wenn sie deswegen mehr Bewerbungen bekommen.

Kritiker sagen hingegen, dass ein solches Modell zu einer kräftigen Lohnsteigerung führen würde, die sich die allermeisten Firmen nicht leisten könnten – ganz besonders nicht in der aktuell schwierigen konjunkturellen Lage. Hinzu komme, dass es wegen des demografischen Wandels immer weniger Arbeitskräfte gebe – eine Viertagewoche würde diese sich verschärfende Knappheit an Arbeitszeit insgesamt noch verschärfen.

Arbeitgebervereinigung skeptisch

Auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) äußerte Kritik an den Ergebnissen der Studie. „Im internationalen Vergleich arbeiten wir Deutsche über das Jahr gerechnet schon heute mit am wenigsten“, sagte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter und wies darauf hin, dass sich Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, bewusst gegen eine Teilnahme an dem Versuch entschieden hätten.

„Letztlich wäre eine Viertagewoche mit vollem Lohnausgleich nur eine massive Lohnsteigerung, die sich die allermeisten Unternehmen nicht leisten können.“ Anstatt darüber zu reden, weniger zu arbeiten, sollte man darüber reden, die Stunden in einer Woche flexibler zu verteilen. „Da, wo es passt, Montag bis Donnerstag mal mehr arbeiten und Freitag frei – das sollte möglich sein, wenn Arbeitnehmer und Arbeitgeber das vereinbaren.“

Gewerkschaft warnt vor Mogelpackung

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) äußert sich eher vorsichtig zu dem Thema. Vorstandsmitglied Anja Piel sagt, es müsse zunächst geklärt sein, was genau mit Viertagewoche gemeint sei. „Wenn bei vollem Lohnausgleich nur vier Tage gearbeitet wird und sich dabei die Arbeitsbelastung nicht erhöht, kann das im Idealfall zu mehr Arbeitszufriedenheit und zu höherer Produktivität führen.“

Sie warnt vor einer „Mogelpackung“, wenn das gleiche Arbeitspensum auf weniger Tage verteilt würde und die Beschäftigten dadurch noch stärker im Hamsterrad des Arbeitsalltags wären als zuvor.

Exoskelette in der Pflege

Pilotprojekte in Pflege: Exoskelette und KI

Technische Innovationen wie Exoskelette und sprachgesteuerte Dokumentation könnten das ohnehin stark geforderte Pflegepersonal künftig besser entlasten. Im Rahmen eines Fördercalls sollen in Oberösterreich nun einige Pilotprojekte auf Praxistauglichkeit getestet werden.

Smart-Home-Anwendungen und lernende KI

Unter den ausgewählten Projekten befinden sich etwa ein Exoskelett für Pflegende, eine Matratze, die Druckgeschwüre verhindert, und eine Reihe von Smart-Home-Anwendungen, die helfen können, Notfälle zu erkennen. Eine KI lernt anhand diverser Sensoren – etwa Tür-, Bewegungs- und Rauchmelder –, wie der übliche Tagesablauf eines Pflegebedürftigen aussieht, und meldet kritische Abweichungen via App an Angehörige oder ruft gleich die Rettung.

Auch ein digitales Pflegeheim wird getestet, wo das Personal durch eine Reihe von Tools wie sprachgesteuerte Dokumentation und Sturzsensorik entlastet wird.

Die Förderung richtet sich an Kooperationen zwischen sozialen Trägern bzw. Pflegeeinrichtungen auf der einen sowie Wirtschaft und Forschung auf der anderen Seite. Ein Fachbeirat unter dem Vorsitz Kochs hat sie ausgewählt. Gefördert wird der Ankauf bereits existierender Pflegetechnologie mit bis zu 50.000 Euro je Projekt, ansonsten gibt es bis zu 150.000 Euro pro Projekt bzw. 300.000 Euro, wenn mindestens zwei regionale Träger beteiligt sind.

Europa bei KI hinter USA und China

Trotz zahlreicher Maßnahmen hinkt die EU den USA und China im Wettrennen um künstliche Intelligenz (KI) hinterher.

Laut einem heute veröffentlichten Bericht des Europäischen Rechnungshofs (ERH) hat die EU-Kommission in den letzten Jahren zwar die Ausgaben für KI-Forschung erhöht. Ihr sei es aber nicht gelungen, entsprechend private Investitionen zu generieren. Dabei hätten KI-Investitionen eine große Bedeutung für das Wirtschaftswachstum der EU, so die Prüfer.

„Im Wettrennen um KI besteht die Gefahr, dass der Gewinner am Ende alles bekommt“, warnte der zuständige ERH-Prüfer Mihails Kozlovs in einer Aussendung. „Um die ehrgeizigen EU-Ziele zu erreichen, müssen die Europäische Kommission und die EU-Länder ihre Kräfte wirksamer bündeln, schneller handeln und das Potenzial der EU besser nutzen.“

Das Fehlen einer effektiven Koordinierung mit den Mitgliedsstaaten zählt zu den Hauptkritikpunkten in dem Bericht. Der Kommission fehlten „die erforderlichen Steuerungsinstrumente und Informationen“. Zudem seien viele Maßnahmen und Regulierungen zu langsam umgesetzt worden.

Enormer Wettbewerb um KI-Fachleute

Der Wettlauf der großen Tech-Firmen um die Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz (KI), begleitet von einem großen Anwachsen von KI-Start-ups, verschlingt Milliarden. Selbst finanziell bessergestellte Eliteunis wie Stanford hinken hier hinterher und damit auch die Chancen für eine unabhängige KI-Forschung. Zugleich ringt die Politik um die Regulierung von KI. Am Mittwoch stimmt das EU-Parlament über den AI Act als KI-Regelwerk in der EU ab.

Zugleich locken die Tech-Firmen mit enormen und zuletzt auch stark gestiegenen Gehältern KI-Fachleute von den Unis. Ein durchschnittliches Gehalt für einen KI-Experten bei Meta lag laut der Gehaltsüberblicksseite Levels.fyi im vergangenen Jahr bei jährlich über 335.000 Dollar (rund 306.000 Euro), 2020 waren es noch 256.000 Dollar. Nach oben sind den Gehältern bei mehr Erfahrung und herausragenden Leistungen keine Grenzen gesetzt, diese können in den Millionenbereich gehen. Denn der Kampf um die besten Talente für die KI-Entwicklung wird durch den Zuwachs an Start-ups zusätzlich angetrieben.

Enorme Ressourcenlücke

Die Lücke zwischen verfügbaren Ressourcen von Unternehmen wie Meta, Google und Microsoft auf der einen Seite und Universitäten auf der anderen Seite ist enorm, wie man etwa am Beispiel der notwendigen Computerchips sieht. Mit einer Graphics Processing Unit (GPU) sollen mathematische Berechnungen für KI-Modelle besonders schnell durchgeführt werden.

Meta will 350.000 solcher GPUs beschaffen. Die Abteilung der Stanford University, die sich mit KI beschäftigt, verfügt über insgesamt 68 GPUs. Das Ungleichgewicht macht sich bereits an den Ergebnissen bemerkbar.

Laut einem Bericht der Stanford University wurden im Jahr 2022 32 wichtige Modelle für maschinelles Lernen in der Tech-Industrie geschaffen, drei wurden an Universitäten entwickelt. Noch vor zehn Jahren gelangen hingegen der universitären Forschung die meisten Durchbrüche im Bereich der KI, so der Bericht. Auch der Anteil der Uniabsolventen und -absolventinnen, die in die Privatwirtschaft wechseln, anstatt an der Uni zu bleiben, habe sich im Vergleich zu vor 20 Jahren mehr als verdreifacht, berichtete die „Washington Post“.

Warnung vor rein gewinnorientierter Forschung

Auch wenn schon einige Schritte Richtung stärkerer öffentlicher Finanzierung gesetzt wurden, gibt es noch enormen Nachholbedarf. „Der öffentliche Sektor hinkt bei den Ressourcen und Talenten im Vergleich zur Industrie deutlich hinterher“, sagte die Stanford-Professorin und KI-Pionierin Fei-Fei Li gegenüber der „Washington Post“.

Sie ist ein wichtiges Sprachrohr einer wachsenden Gruppe an Forschern und Politikern, die sich für eine stärkere staatliche Unterstützung und Förderung der öffentlichen KI-Forschung einsetzen. Der Fokus auf die Privatwirtschaft habe Auswirkungen auf die Inhalte der Forschung, warnt sie. Denn die Tech-Firmen seien gewinnorientiert und richten die Entwicklung der KI-Technologie auf dieses Ziel aus.

Weniger Freiheit für Wissenschaftler

Zwar rühmte sich so manches Tech-Unternehmen, darunter Google, die KI-Forschungsergebnisse schnell der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Und vielfach waren die Forschungsabteilungen der Unternehmen von den Abteilungen für die Produktentwicklung abgekoppelt und konnten über die Forschung ähnlich entscheiden wie an Unis, heißt es von Insidern.

Diese Strategie und die Freiheit für die Forschenden scheint sich Berichten zufolge allmählich aber zu ändern. Google begann im vergangenen Jahr etwa, seine Forschungsergebnisse erst zu veröffentlichen, als daraus bereits konkrete Produkte entstanden waren. Auch Meta spannt nun die Forschungsagenden enger mit der Produktabteilung zusammen. „Ein gewisses Maß an Übereinstimmung sei hilfreich für das Unternehmen“, argumentierte Meta.

Regulierung von KI

Stanford-Professorin Li hofft, dass das parteiübergreifende Gesetzesvorhaben in den USA, der Create AI Act, das Ungleichgewicht zwischen Privatkonzernen und öffentlichen Einrichtungen eindämmen kann. Es brauche Regulierung, meinte Li Ende vergangenen Jahres in einem Interview mit dem „Spiegel“. Die Diskussionen dazu laufen, erste Schritte wurden gesetzt. Eine von US-Präsident Joe Biden erlassene KI-Verordnung von Ende vergangenen Jahres etwa verpflichtet KI-Anbieter zu Sicherheitstests bei Risiken für die nationale Sicherheit sowie die öffentliche Gesundheit.

Herausforderung für Washington bei der Regulierung von KI sei, die Führungsposition der USA bei der KI-Entwicklung zu sichern und zugleich die Bürger und Bürgerinnen vor potenziellen Gefahren der Technologie zu schützen, analysiert das „Time“-Magazin.

Am Mittwoch soll nun das EU-Parlament über den AI Act abstimmen. Damit will sich die EU ein KI-Regelwerk geben, um bei riskanten Anwendungen neuer Technologien gewappnet zu sein und vor allem soziale Schäden etwa durch Diskriminierung abwenden. Neue Systeme sollen mit ausgewogenen Datensätzen entwickelt und trainiert werden. Entwickler sollen zudem klar erkennbar machen, wenn Texte, Bilder und Videos auf den Einsatz von KI zurückzuführen sind.

Studie: Internetnutzung führt nicht zu psychischen Beeinträchtigungen

Die Annahme, dass Internetnutzung die psychische Gesundheit beeinträchtigt, ist weit verbreitet. In einer Studie der Universität Oxford mit den Daten von zwei Millionen Menschen aus 168 Ländern wurden nun aber keine eindeutigen Belege dafür gefunden. Die Forscher fordern die Technologiekonzerne aber auch auf, der Wissenschaft mehr Daten zur Verfügung zu stellen.

Insbesondere vor den Auswirkungen auf Jugendliche werde oft gewarnt, etwa durch soziale Medien und Onlinespiele. Im Untersuchungszeitraum von 2005 bis 2022 seien aber „nur geringe und widersprüchliche Veränderungen des weltweiten Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit“ zu verzeichnen gewesen – und diese deuten nicht eindeutig auf einen Zusammenhang mit der Nutzung des Internets hin. Der Einfluss sei „allenfalls gering“.

Weitere Studien zu diesem breiten Themenfeld seien aber notwendig, so die Studienautoren. Denn im Grunde müsste das Verhalten von Userinnen und Usern direkt auf den unterschiedlichen Onlineplattformen erforscht werden, dazu fehle es aber an Daten.

Direkte Auswirkungen „nicht feststellbar“

Für ihre Studie, die nun im Fachjournal „Clinical Psychological Science“ (sobald online) erschienen ist, stellten die Wissenschaftler Statistiken zur Internetnutzung und mobilen Breitbandverbindungen Daten zur psychischen Gesundheit und zum mentalen Wohlbefinden von zwei Millionen Menschen in 168 Ländern gegenüber.

Zur psychischen Gesundheit wurden Schätzungen zu Depressionen, Angststörungen und Selbstverletzungen auf der Basis von Gesundheitsdaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herangezogen. Das mentale Wohlbefinden wurde anhand von Daten aus persönlichen und telefonischen Befragungen in der jeweiligen Erstsprache der Befragten bewertet.

„Wir haben die umfangreichsten Daten zum psychischen Wohlbefinden und zur Internetnutzung untersucht, die jemals untersucht wurden – sowohl im zeitlichen als auch im demografischen Zusammenhang“, so Vuorre in einer Aussendung der Universität Oxford. Direkte Verbindungen konnten in der Studie aber nicht festgestellt werden, die Ergebnisse deuten lediglich auf kleine und uneinheitliche Zusammenhänge hin.

„Bestimmte Gruppen nicht stärker gefährdet“

„Wir haben sehr intensiv nach einem eindeutigen Beleg gesucht, der einen Zusammenhang zwischen Technologie und Wohlbefinden herstellt, ihn aber nicht gefunden“, so Przybylski. „Wir haben sorgfältig geprüft, ob es etwas Besonderes in Bezug auf Alter oder Geschlecht gibt, aber es gibt keine Beweise, die die weitverbreitete Vorstellung stützen, dass bestimmte Gruppen stärker gefährdet sind.“

Die Forscher filterten die Ergebnisse unter anderem auch nach Alter und Geschlecht, beispielsweise in Bezug auf Frauen oder junge Mädchen. Doch auch in diesen Gruppen fanden sich keine Muster, die auf einen Zusammenhang zwischen mentalem Wohlbefinden, psychischer Gesundheit und der Nutzung von Internettechnologien und Onlineplattformen hindeuten. Im Durchschnitt der 168 Länder nahm die Lebenszufriedenheit etwa bei Frauen in den vergangenen knapp zwei Jahrzehnten laut der Studie sogar zu.

Marketing ja, Wissenschaft nein

Vuorre und Przybylski betonen aber auch, dass die Erforschung dieses weitreichenden Themenbereichs durch methodische Mängel erschwert werde. Für letztendlich schlüssige und differenziertere Belege für die Auswirkungen von Internetnutzung auf den Menschen fehlt es laut den Autoren an Daten. Diese Daten seien vorhanden „und werden von den globalen Technologieunternehmen zu Marketing- und Produktverbesserungszwecken laufend analysiert, sind aber leider für unabhängige Untersuchungen nicht zugänglich“, heißt es in der Studie.

Mehr Transparenz ist laut den Forschern „von entscheidender Bedeutung“, um die Auswirkungen internetbasierter Technologien auf die Gesellschaft zu untersuchen. Sie fordern daher eine verstärkte Zusammenarbeit von Technologiekonzernen mit der Wissenschaft.

Mensch-Roboter-Interaktion

„Teamwork ist zweischneidig. Es kann Menschen zu guten Leistungen motivieren, aber auch zu einem Verlust der Motivation führen, weil der individuelle Beitrag nicht so sichtbar ist“, sagt Helene Cymek von der Technischen Universität Berlin, Erstautorin einer soeben im Fachmagazin „Frontiers in Robotics and AI“ veröffentlichten Studie. „Uns hat interessiert, ob wir solche Motivationseffekte auch finden können, wenn der Teampartner ein Roboter ist.“

Fehlerkontrolle von Leiterplatten

Um die Frage zu beantworten, baten sie 42 Versuchsteilnehmer und -teilnehmerinnen ins Labor. Diese sollten dort Leiterplatten, also elektronische Bauteile, auf Fehler untersuchen. Die Platten waren auf einem Monitor nur unscharf zu erkennen; die geschärften Bilder konnten nur betrachtet werden, wenn man mit der Maus darüberfuhr. Dies ermöglichte es, die Fehlerkontrolle der Teilnehmer und Teilnehmerinnen genau zu verfolgen.

Der Hälfte von ihnen sagten die Psychologinnen um Cymek, dass sie auf Leiterplatten arbeiteten, die zuvor von einem Roboter („Panda“) kontrolliert worden waren. Obwohl diese Teilnehmer nicht direkt mit dem Roboter arbeiteten, hatten sie ihn gesehen und konnten ihn hören, während sie arbeiteten. Nachdem alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Tafeln auf Fehler untersucht und bewertet hatten, wurden sie gebeten, ihre eigene Leistung zu bewerten – etwa wie verantwortlich sie sich für die Aufgabe gefühlt hatten.

Gleich „schauen“ heißt nicht gleich „sehen“

Auf den ersten Blick sah es so aus, als hätte die Anwesenheit von „Panda“ keinen Unterschied gemacht – es gab keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen in Bezug auf die Zeit, die für die Kontrolle der Leiterplatten aufgewendet wurde, und auf den durchsuchten Bereich. Beide Gruppen bewerteten ihr Verantwortungsgefühl für die Aufgabe, den Aufwand und die Leistung ähnlich.

Als die Psychologinnen jedoch die tatsächlichen Fehlerraten genauer untersuchten, zeigten sich deutliche Unterschiede. „Panda“ hatte nämlich absichtlich fünf Fehler eingebaut. Die Gruppe, die mit ihm zusammenarbeitete, entdeckte davon durchschnittlich 3,2. Bei der Gruppe ohne Roboterhilfe waren es hingegen 4,2 – also deutlich mehr. Die Probandinnen und Probanden der ersten Gruppe dachten zwar, dass sie der Aufgabe gleich viel Aufmerksamkeit geschenkt hatten, unbewusst gingen sie aber offenbar davon aus, dass „Panda“ keine Fehler übersehen hatte – sie haben zwar gleich „geschaut“, aber nicht gleich „gesehen“.

„Es ist leicht zu verfolgen, wohin eine Person schaut, aber viel schwieriger zu sagen, ob diese visuellen Informationen mental ausreichend verarbeitet werden“, sagt Linda Onnasch, Psychologin an der Humboldt Universität Berlin und Seniorautorin der Studie.

Eine Frage der Sicherheit

Die Autorinnen warnten davor, dass sich dies auf die Sicherheit auswirken könnte. „In unserem Experiment arbeiteten die Probanden und Probandinnen etwa 90 Minuten an der Aufgabe, und wir stellten bereits fest, dass weniger Qualitätsfehler entdeckt wurden, wenn sie im Team arbeiteten“, so Onnasch.

„In längeren Schichten, wenn Aufgaben Routine sind und das Arbeitsumfeld wenig Leistungskontrolle und Feedback bietet, ist der Motivationsverlust tendenziell viel größer. In der Fertigung im Allgemeinen, aber insbesondere in sicherheitsrelevanten Bereichen, in denen Doppelkontrollen üblich sind, kann sich dies negativ auf die Arbeitsergebnisse auswirken.“

Kein Arbeitsplatzabbau durch KI – OECD-Studie

Künstliche Intelligenz (KI) kann in einem sehr breiten Feld Aufgaben übernehmen, die davor von Menschen geleistet wurden. Zu einem Abbau von Jobs ist es deshalb aber noch nicht gekommen – allenfalls hat KI-Nutzung das Beschäftigungswachstum verlangsamt, ergab eine OECD-Studie mit österreichischer Beteiligung.

Der Untersuchung der OECD in Kooperation mit der KMU Forschung Austria liegen knapp 100 Fallstudien in acht Ländern zugrunde, davon 18 aus Österreich. Unterstützung gab es vom Sozialministerium. Hinweise auf Kündigungen wegen der KI „finden sich in den Fallstudien nur in begrenztem Umfang“, so die Studie. In den wenigen Fällen seien die Betroffenen in anderen Bereichen des Unternehmens untergekommen. Teilweise habe es aber keine Nachbesetzungen von Pensionierungen oder natürlichen Abgängen gegeben, wenn Aufgaben von einer KI übernommen wurden.

Im Gegenzug habe starke Nachfrage zu mehr Beschäftigung in Berufen mit KI-Bezug geführt. Auch auf dem Gebiet der KI selber seien neue Arbeitsplätze entstanden. „KI-Nutzung führt eher zur Umorganisation von Tätigkeiten als zu tatsächlichen Arbeitsplatzverlusten“, heißt es in der OECD-Studie. Teils werde die KI als Unterstützung genutzt, damit Menschen schneller, fehlerfreier oder sicherer arbeiten können, ohne dass sich ihr Tätigkeitsprofil grundlegend ändert.

Wegfall monotoner Aufgaben

Häufig habe die Arbeitsersparnis durch KI zu mehr Bedarf an menschlicher Arbeit im Umfeld der KI geführt. „Die anderen Aufgaben waren in der Regel Tätigkeiten, bei denen menschliche Arbeitskräfte nach wie vor über komparative Vorteile verfügen“, so die OECD. Tätigkeiten, die Empathie, soziale Interaktion und bestimmte Arten der Entscheidungsfindung erfordern, würden „wahrscheinlich immer besser von Menschen erledigt werden“, so die Einschätzung der Befragten in den Fallstudien.

Die Auswirkungen auf das Kompetenzniveau sind laut Studie differenziert zu sehen. Bei einem großen Teil sei im neuen Umfeld keine zusätzliche Kompetenz nötig, aber bei einem „wesentlichen Anteil der Fallstudien“ waren höhere und breiter gestreute Kompetenzen nötig. Nur im verarbeitenden Sektor gab es auch Beispiele, wo die Kompetenzanforderungen wegen der Automatisierung sanken.

„Die Fallstudien liefern überzeugende Belege dafür, dass KI die Beschäftigungsqualität erhöht“, so die Studie. Oft fielen monotone Inhalte weg, die Arbeit werde interessanter und auch das Arbeitspensum sinke. Es könne aber auch die Arbeitsintensität wegen höheren Leistungszielen steigen. Nun seien politische Weichenstellungen entscheidend. Würden Beschäftigte bei der Einführung von KI eingebunden, verringere das die Furcht vor einem Arbeitsplatzverlust und stärke ihre Bereitschaft, sich mit KI-Technologien auseinanderzusetzen.

Studie – Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt

Die Studie „Künstliche Intelligenz – ein sozialpartnerschaftliches Forschungsprojekt untersucht die neue Arbeitswelt“ leistet einen wichtigen Beitrag zu der gesellschaftlich notwendigen Debatte zum Einsatz von KI in der Arbeitswelt. „Als Gewerkschaft wollen wir mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern den Einsatz Künstlicher Intelligenz so gestalten, dass es auch in Zukunft Gute Arbeit für alle gibt. Nur wenn die Technik den Menschen nicht steuert, sondern ihn in seiner Arbeit unterstützt, kann KI zu einem Erfolgsmodell für Beschäftigte und Unternehmen werden“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz. „Dazu müssen wir die Effekte des KI-Einsatzes verstehen, und dafür leisten gerade die Feldstudien des gemeinsamen Forschungsprojektes einen wichtigen Beitrag.“

„KI-Anwendungen müssen der Verbesserung von Arbeits- und Lebensqualität dienen.“

Christoph Schmitz, ver.di-Bundesvorstandsmitglied

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz löse derzeit bei vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Sorgen und Ängste aus, so Schmitz weiter. „Selbststeuernde Prozesse führen zu einer neuen Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine, ohne dass diese bisher ausreichend erforscht ist.“ Drängende Fragen der Kontrolle, der Ent- oder Belastung, der Qualifizierung und der Beschäftigungssicherung müssten geklärt werden. „Die Einführung von KI kann die Arbeitsqualität verbessern, wenn die Kriterien von Guter Arbeit schon vor der Implementierung berücksichtigt werden.“

Bereits im März dieses Jahres hatte ver.di „Ethische Leitlinien für die Entwicklung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz“ veröffentlicht. Schmitz: „Künstliche Intelligenz ist Werkzeug, Mittel zum Zweck. KI-Anwendungen müssen der Verbesserung von Arbeits- und Lebensqualität dienen.“ KI-Systeme seien so zu gestalten, dass die Handlungs- und Gestaltungsspielräume der Erwerbstätigen erweitert werden. „Tätigkeiten sind durch gezielte Qualifizierung aufzuwerten. Dies kann durch Tarifverträge flankiert und durch neue Stellenzuschnitte unterstützt werden.“

Die am 9. Dezember 2020 veröffentlichte Studie „Künstliche Intelligenz – ein sozialpartnerschaftliches Forschungsprojekt untersucht die neue Arbeitswelt“ zeigt Erfahrungen mit dem Einsatz von KI in der Arbeitswelt an zwei Fallbeispielen: Bei Siemens in der Personalverwaltung wurde der Chatbot CARL erprobt, ein Assistenzsystem, das wie ein menschlicher Second Level Support im Hintergrund unterstützt. Bei der Telekom wurde die Robotic Desktop Application PIA erforscht, ein persönlicher interaktiver Assistent, der im Hintergrund vorhandene Daten mit neuen Daten verknüpft. Das Prinzip dahinter ist, dass KI große Datenmengen schneller analysieren und durchforsten kann.

WHO warnt vor ungesteuerter KI-Anwendung

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin könnte aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu Behandlungsfehlern, Falschinformationen oder Datenmissbrauch führen. Die UNO-Behörde forderte gestern einen verantwortungsvollen Umgang mit neuen Technologien.

KI-Anwendungen wie ChatGPT, die auf riesige Datenmengen zugreifen, können etwa bei der Verbreitung von Gesundheitsinformationen oder der Erstellung von Diagnosen behilflich sein. Die WHO zeigte sich aber besorgt, dass die üblichen Vorsichtsmaßnahmen gegenüber neuen Technologien im Fall von KI nicht konsequent umgesetzt würden.

Große sprachbasierte KI-Modelle, die wie neuronale Netzwerke aufgebaut sind, erzeugen laut WHO scheinbar professionelle Antworten. „Diese Antworten können aber völlig falsch sein oder schwere Fehler enthalten, besonders wenn es um Gesundheit geht“, warnte die Organisation.

KI-Technologie könnte aus Sicht der WHO auch missbraucht werden, um Desinformation als seriös wirkende Inhalte zu tarnen. Außerdem befürchtet die WHO, dass KI-Systeme unerlaubt auf sensible Gesundheitsdaten zugreifen.

Künstliche Intelligenz sollte erst dann im medizinischen Bereich eingesetzt werden, wenn verlässliche Daten über den Nutzen der Technologie vorlägen.

Literaturtipp: Allgemeine Arbeitspsychologie (W.Hacker/P.Sachse) im vdf-Verlag

Eine Allgemeine Arbeitspsychologie als Darstellung der psychischen Regulation von Erwerbstätigkeiten hat sich seit Längerem als Brücke zwischen psychologischen Grundlagenerkenntnissen und Theorien sowie ihrer Nutzung beim Gestalten menschengerechter Arbeit bewährt. Mit der Zunahme informationsverarbeitender Tätigkeiten in der Produktion und im Dienstleistungsbereich mit digitalen Arbeitsmitteln sowie dem Berücksichtigen handlungspsychologischer Aspekte in internationalen und nationalen Standards (DIN EN ISO 6385/2016, DIN EN ISO 10075/2018 oder DIN EN ISO 9241-110/2020) gewann die Allgemeine Arbeitspsychologie weiter an Bedeutung.

Es gilt nicht nur, den Anstieg psychischer Beeinträchtigungen und Ausfallzeiten im Zusammenhang mit der Erwerbsarbeit zu bremsen, sondern diese leistungs-, lern- und gesundheitsförderlich zu gestalten.
Die vorliegende Ausgabe ist vollständig überarbeitet, erweitert und zugleich verdichtet. Sie berücksichtigt die veränderten Anforderungen im Fertigungs- und Dienstleistungsbereich, die Entwicklung der Aus- und Weiterbildung sowie die sich wandelnden Lese- und Lerngewohnheiten.
Der modulare Aufbau ermöglicht das Bearbeiten auch einzelner Kapitel, unterstützt durch Verweise, Marginalien und ein Glossar.

Die Darstellung der wachsenden Rolle der menschengerechten Gestaltung auch kognitiver (geistiger) Anforderungen der Erwerbsarbeit wendet sich nicht nur an Fachleute und Studierende der Psychologie, sondern ebenso der Arbeitswissenschaften, Arbeitsmedizin, Arbeitssoziologie, Betriebswissenschaft, Informatik und Ingenieurwesen mit einer Orientierung an den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer ihrer Erzeugnisse.

vdf-Verlag an der ETH Zürich, 2023

Betriebe setzen auf 4-Tage-Woche

Die Firma B&R Automatisierungstechnik in Eggelsberg an Oberösterreichs Grenze zu Salzburg macht ein extremes Beispiel vor – die Zwei-Tage-Woche bei vollem Lohn für ihre Arbeitskräfte, zu absolvieren Samstag und Sonntag. Bei immer mehr Betrieben gibt es mittlerweile die Vier- statt der Fünf-Tage-Woche.

Sogar der Salzburger Raiffeisenverband bietet die Vier-Tage-Woche
seinen Mitarbeitern ab kommendem Frühjahr an. Und immer mehr Tourismusbetriebe praktizieren sie – als Maßnahme im Kampf gegen den Mangel bei Mitarbeitern.

Immer mehr Bewerber fragen nach

Auch im Bankenbereich ist es nicht anders als in anderen Branchen. Die Suche nach guten Fachkräften wird immer schwieriger. Ab sofort könne auch bei Raiffeisen 36 statt 38,5 Wochenstunden gearbeitet werden, sagt Personalchef Markus Winkelmeier: „Wir sehen den zunehmenden Arbeitskräftemangel. Gleichzeitig fragen Bewerber das zunehmend nach.“

Das Angebot für eine Vier-Tage-Woche richte sich bei Raiffeisen an rund 3.000 Menschen: „Wir wissen noch nicht, wie viele das in Anspruch nehmen werden. Wir schätzen vorerst etwa 20 Prozent.“

Gemischte Trends in der Gastronomie

Branchenwechsel in den Tourismus: Sogar hier gibt es inzwischen Betriebe, die von der klassischen Fünf- oder Sechs-Tage-Woche abgekommen sind. Im Brückenwirt in St. Johann (Pongau) gibt es die Viereinhalb-Tage-Woche – ein Erfolgsrezept, um Mitarbeiter zu halten oder zu bekommen, ist Eigentümerin Petra Nocker-Schwarzenbach überzeugt: „Bei uns sind alle Posten besetzt. Es ist eine komfortable Situation der heutigen Zeit.“

Ernad Kanuric ist Leiter des Restaurants beim Brückenwirt: „Es ist sehr interessant, um weitere Mitarbeiter zu bekommen. Auch für mich ist das einer von mehreren Gründen, dass ich hier arbeite.“

Hoteliers in Obertauern wenig begeistert

In Obertauern ist die Vier-Tage-Woche kein Thema. Das hänge auch damit zusammen, dass man für ein derartiges Arbeitszeitmodell viel zu wenige Unterkünfte für das Personal habe.

Walter Veit betreibt in Obertauern das Hotel Enzian: „Es ist nicht überall umsetzbar – wie hier bei uns, wo die Mitarbeiter nahezu alle selbst in den Häusern untergebracht sind. Wir bräuchten viel mehr Unterbringungsmöglichkeiten. Die habe wir aber nicht. Deshalb halten wir größtenteils an der Sechs-Tage-Woche fest.“

Allerdings sei die Nachfrage nach einer Vier-Tage-Woche sehr wohl vorhanden: „Es gibt auch den gegenläufigen Trend, dass uns Mitarbeiter fragen, ob sie nicht wieder in Vollzeit arbeiten können, weil sie wegen der Teuerung mehr Kosten zu tragen haben und mehr Geld verdienen wollen oder müssen.“

Lösung für Produktion besser als für Handel

Mit gemischten Gefühlen gehen auch Industrie-Betriebe an das Thema heran. Bei Jacoby Pharmazeuticals in Hallein seien 500 Mitarbeiter beschäftigt, sagt Managerin Sonja Jacoby: „Wir haben die vier Tage schon in einem Tochterunternehmen vor eineinhalb Jahren eingeführt. Das war ein Bedürfnis der Mitarbeiter, das ganz gut mit den Bedürfnissen des Unternehmens zusammenpasst. Die Mitarbeiter sind sehr glücklich. Dort ist es ein Produktionsbetrieb. Hier im pharmazeutischen Großhandel ist das schon schwieriger, weil wir ja von den Öffnungszeiten der Apotheken abhängig sind.“

Der Mangel an Fachkräften und guten Arbeitern bleibt laut Wirtschaftstreibenden ein großes Thema auch für die kommenden Jahre. Viele aus den geburtenstarken Jahrgängen werden nämlich pensioniert. Immer mehr schwache Jahrgänge kommen in den Arbeitsmarkt.

Alter und Leistungsabbau

Um die kognitiven Fähigkeiten älterer Menschen möglichst lange zu erhalten, brauche es ein gesellschaftliches Umdenken, erklärten die Studienautoren. Ein flexibleres Pensionseintrittsalter könnte demnach positive Gesundheitsfolgen haben.

Der Ruhestand nach einem langen Erwerbsleben beschleunigt einer Studie zufolge den geistigen Abbau im Alter. Laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) verlieren die meisten Menschen infolge der Pensionierung ihre Gedächtnisfähigkeiten deutlich schneller. „Um die kognitiven Fähigkeiten älterer Menschen möglichst lange zu erhalten, braucht es ein gesellschaftliches Umdenken“, erklärten die Essener Forscher.

Ein flexibleres Pensionseintrittsalter könnte demnach positive Gesundheitsfolgen haben. Zudem sollten ältere Menschen den Ruhestand möglichst aktiv gestalten und gesellschaftlich stärker eingebunden werden. Die RWI-Studie hat die Leistungsfähigkeit von knapp 100.000 Personen in Worterinnerungstests ausgewertet. Das Ergebnis: Menschen im Ruhestand verlieren die Fähigkeit, sich Wörter zu merken, deutlich schneller als jene, die aufgrund anderer Renteneintrittsregeln länger im Arbeitsleben verblieben sind.

Kognitiver Abbau verdoppelt sich

Der Effekt des Ruhestands auf das Gedächtnisvermögen entspreche etwa der altersbedingten Verschlechterung, die sich im Durchschnitt zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr einstellt. „Anders ausgedrückt: Der normale kognitive Abbau, den Menschen innerhalb von zehn Jahren erfahren, verdoppelt sich durch die Verrentung noch einmal“, erläuterten die Forscher.

Die körperliche Gesundheit hat ebenfalls einen wesentlichen Einfluss auf die geistige Fitness im Alter. Nach einer plötzlichen körperlichen Verschlechterung, etwa durch einen Herzinfarkt oder eine Hüftfraktur, nehmen die kognitiven Fähigkeiten Älterer ebenfalls deutlich und anhaltend ab. Somit steige für sie unabhängig von ihrer körperlichen Fitness das Risiko, früher pflegebedürftig zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des RWI und der Universität Paderborn.

 

Klimakrise beeinträchtigt Arbeitsplätze

„Das Arbeitsplatzrisiko ist im asiatisch-pazifischen Raum und in Afrika am größten, genauso wie das Potenzial für zusätzliche Arbeitsplätze“, so die Studie. Besonders betroffen seien Jobs in Landwirtschaft, Energiewirtschaft, Bergbau, Industrie sowie Transport- und Baugewerbe. Ein Teil dieser Branchen stehe aufgrund hoher CO2-Emissionen vor einem Umbruch, andere, wie etwa die Landwirtschaft, würden von Überschwemmungen, Hitze oder Unwettern bedroht, so Deloitte-Klimaexperte Bernhard Lorentz. Im asiatisch-pazifischen Raum und in Afrika seien über 40 Prozent der Arbeitskräfte in vulnerablen Branchen beschäftigt.

„Durch eine aktive Gestaltung der Transformation könnte die Dekarbonisierung bis 2050 mehr als 300 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze hervorbringen“, sagte Lorentz, „davon 21 Millionen in Europa, 180 Millionen in Asien-Pazifik, 75 Millionen in Afrika und 26 Millionen in Amerika.“ Die „vulnerablen Regionen“ müssten besonders stark in die Entwicklung „einer ‚grünen‘ Arbeiterschaft“ investieren. Ein schnellerer, geplanter Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft könnte für weltweit gerechtere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen sorgen.

WTO: Auch Welthandel wichtiger Faktor

Deloitte-Partnerin Maren Hauptmann sagte: „Der Schlüssel sind Investitionen in die Kompetenzförderung – von der Schul- und Hochschulbildung bis zur betrieblichen Aus- und Weiterbildung. Dies muss zu den Top-Prioritäten für Politik und Unternehmen gehören.“

Die Chefin der Welthandelsorganisation (WTO), Ngozi Okonjo-Iweala, hat sich für den Welthandel als wichtigen Faktor zur Reduzierung der weltweiten Treibhausgasemissionen starkgemacht. Es sei falsch, den internationalen Warenaustausch nur als Quelle von Treibhausgasemissionen zu sehen, erklärte Okonjo-Iweala im Vorwort des am Montag veröffentlichten WTO-Jahresberichts. „Handel ist eine positive Kraft für das Klima und Teil der Lösung für einen kohlenstoffarmen, widerstandsfähigen und gerechten Übergang.“

Studie: Langfristige Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Büroarbeit

Folgen von Büroarbeit: Krummer Rücken vom stundenlangen Sitzen. Zur Studie

Forscher haben eine Wachspuppe entworfen, um die Gesundheitsrisiken im Büro zu zeigen. Sie warnen: Künftig könnten neun von zehn Büroangestellte so aussehen wie Emma (Standard 10.11.2019).

Emma ist nur eine Wachspuppe, wie sie im Madame Tussauds zu finden sein könnte, aber sie visualisiert, wie Experten sich Büroangestellte in 20 Jahren vorstellen: mit so einigen gesundheitlichen Problemchen und Problemen. Emma hat auffällig viele Haare in den Ohren, und ihre Nasenflügel sind wegen der schlechten Luftqualität an ihrem Arbeitsplatz gerötet. Stressbedingt ist die Haut auf ihren Armen gereizt.

Die lebensgroße Puppe ist das anschauliche Ergebnis einer aktuellen Studie mit dem Titel „The Work Colleague Of The Future“ („Der Arbeitskollege der Zukunft“). Dafür gaben rund 3000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Deutschland, Großbritannien und Frankreich Auskunft über ihren gesundheitlichen Zustand. 50 Prozent berichten von gereizten Augen, 49 Prozent von Rückenproblemen und 48 Prozent von Kopfschmerzen. In Auftrag gegeben wurde die Studie vom Büroausstatter Fellowes, durchgeführt von einem Team rund um den Zukunftsforscher William Higham.

80 Prozent am Schreibtisch

Büroarbeit, warnt Higham in der Zeitung „The Independent“, werde uns „sehr krank machen“. Das mit Abstand Schädlichste dabei, heißt es in dem Bericht des Forschers, sei das lange Stillsitzen, das Muskel-Skelett-Beschwerden, Gewichtszunahme, Durchblutungsstörungen, erhöhten Blutdruck, Herzkrankheiten oder Diabetes zur Folge haben könne. Noch beunruhigender seien Statistiken, „die einen Zusammenhang zwischen langem Sitzen und einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebserkrankungen herstellen“.

Wie Higham aufzeigt, arbeiten weltweit mehr Menschen in Büros als in irgendeiner anderen Arbeitsumgebung. Der durchschnittliche deutsche Büroangestellte verbringt offenbar über 80 Prozent seines Arbeitstags am Schreibtisch. 81 Prozent der britischen Büroangestellten mehr als vier Stunden pro Tag, 45 Prozent über sechs. Französische Angestellte verbringen etwa ein Drittel des Tages sitzend.

Beim langen Sitzen verspannen Nacken und Schultern. Die Wirbelsäule ist weniger flexibel, da sie den Druck abfängt, und das Becken ist verdreht, schreibt Higham. „Kein Wunder, dass Rückenschmerzen inzwischen zu einem globalen Problem geworden sind.“

Nackenschmerzen und Migräne

Fatal seien aber auch die schlechten Arbeitsbedingungen in den Büros: Es mangele an natürlichem Licht und Frischluft. Wer jeden Tag seine Arbeit dort verrichtet, leide häufig an Migräne und Augenproblemen. Er sei außerdem anfälliger für Virusinfekte, was daran liege, dass die falsche Lufttemperatur die Ausbreitung von Viren fördert. Außerdem trocknen die Nasenschleimhäute aus, das Atmungssystem kann die Luft nicht mehr so gut filtern, und so dringen Viren und Bakterien leichter in den Körper ein.

Die Büroarbeit führe zudem zu psychischen Beschwerden wie Konzentrationsproblemen und einer schlechteren Merkfähigkeit (durch den Informationsüberfluss) oder Schlafmangel (durch die Bildschirmbeleuchtung und die Überlastung).

Higham warnt, dass bald neun von zehn Büroarbeiter so aussehen könnten wie Emma – wenn sie ihre Arbeitsweise nicht radikal ändern. Nur wie?

Wichtig sei zunächst, regelmäßig seine Sitzposition zu ändern, sagt Arbeitsmedizinerin Gabriele Strobl. Sie spricht von „dynamischem Sitzen“. Das bedeutet, dem spontanen Bedürfnis, sich zu strecken oder anders hinzusetzen, unbedingt nachzukommen. Wer die Möglichkeit hat, zwischendurch an einem Stehtisch zu arbeiten oder dort Besprechungen abzuhalten, solle sie unbedingt nützen. Auch kurze Pausen, in denen man aufsteht und ein paar Schritte geht, seien essenziell. Durch diese Positionswechsel wird der Rücken entlastet und der Körper besser durchblutet.

Der Computermonitor sollte mindestens eine Armlänge entfernt platziert sein. Denn steht der Bildschirm zu nahe, ist die Körperhaltung verkrampft, und es kommt zu Schmerzen in den Schultern und im Nacken und zu einer schlechten Haltung wie bei Emma. Ideal ist, den Bildschirm so einzustellen, dass man leicht schräg nach unten schaut. „Viele stellen ihn zu hoch ein“, weiß Strobl. Sie empfiehlt, aufrecht im Sessel zu sitzen oder das Becken leicht nach vorne zu kippen. Der Rücken bleibt so in einer natürlichen Haltung. Davon, die Beine übereinanderzuschlagen, rät sie ab – besser ist es, wenn beide Füße fest auf dem Boden stehen.

Alle 50 Minuten weg vom Bildschirm

Gegen trockene, gerötete Augen helfe eine Bildschirmpause alle 50 Minuten. Damit sich die Augen entspannen können, sollte man immer wieder bewusst blinzeln, in die Ferne schauen oder die Augen schließen. Aber auch ausreichend zu trinken sei maßgeblich. Die gängige Empfehlung aus der Arbeitsmedizin lautet: mindestens 1,5 Liter pro Tag.

Damit sich keine Fettpölsterchen bilden, ist, wenig überraschend, Bewegung wichtig – und zwar auch nach der Arbeit. Erwachsene sollten zumindest auf zweieinhalb Stunden pro Woche kommen, sagt Strobl. Die Expertin rät außerdem, „einmal pro Tag wirklich zu entspannen“.

Arbeitgeber seien gefragt, den Arbeitnehmern die so wichtige Freizeit zu gewährleisten. Sie müssten für ausreichendes Licht und eine gute Luftqualität in den Büros sorgen und die Arbeitsplätze mit vernünftigen Büromöbeln ausstatten. Es brauche unterschiedliche Arbeitsmöglichkeiten und genügend Pausenräume, sagt wiederum Higham. Er regt außerdem dazu an, „Walk-and-Talk-Meetings“ einzuführen.

In manchen Bereichen würden die Menschen immer gesundheitsbewusster, schreibt der Zukunftsforscher. „Andere ignorieren sie aber“. Für eine intakte Gesundheit reicht es nicht, gesund zu essen und einmal pro Woche die Yogamatte auszurollen – im Büro warten die Gesundheitsfallen. Aber wie Arbeitsmedizinerin Strobl sagt: „Wir können einiges tun, um nicht Emma zu werden.“

 

XIMES Unfallrisikorechner

Das Unfallrisiko aus der Arbeitszeit bewerten

Lange Arbeitszeiten, zu geringe Pausen und Schichtarbeit bergen erhöhte Risiken für Arbeitsunfälle und Fehlhandlungen. Mit dem XIMES-Risikorechner können die Risiken aus tatsächlichen oder geplanten Arbeitszeiten einfach und schnell berechnet werden.
Arbeitszeit-Risiko-Index: Die Veränderung des relativen Unfallrisikos pro Arbeitstag im Zeitverlauf

Arbeit birgt verschiedene Risiken für Fehlhandlungen, Fehler und Arbeitsunfälle. Ein wichtiger Risikofaktor ist dabei die Arbeitszeit. Arbeitszeiten sind besonders risikoreich, wenn sie Schichtarbeit mit Nachtarbeit und/oder langen Tages- oder Wochenarbeitszeiten verbinden. Zu kurze Ruhezeiten zwischen den Schichten oder zu kurze oder fehlende Pausen lassen das Risiko weiter signifikant ansteigen. Zur Berechnung des Risikos eines (tatsächlichen oder geplanten) Arbeitszeitmodells oder Schichtplans wurde der webbasierte XIMES-Risikorechner entwickelt.

Der XIMES-Risikorechner im Überblick    
Ist-Arbeitszeiten oder Dienstpläne sowie die tägliche Fahrtzeit können im Software-Tool eingegeben oder aus Excel eingefügt werden. Der XIMES-Risikorechner berechnet, um wie viel Prozent das Risiko der eingegebenen Arbeitszeit höher oder niedriger liegt als das Risiko eines Referenz-Arbeitszeitmodells mit Tagarbeit (5 Tage à 8 Stunden, inkl. 30 Min. Pause und 2 freien Tagen im Anschluss).

Im „Risiko-Index“, einem Report im PDF-Format, werden die Risiken für Arbeitsunfälle zu einem Gesamtrisiko zusammengefasst und pro Arbeitstag dargestellt (siehe Abbildung). So lässt sich erkennen, wie das eingegebene Arbeitszeitmodell im Vergleich zu regelmäßiger Tagarbeit abschneidet. Die weiteren Kapitel des Risiko-Index bieten eine detaillierte Aufschlüsselung der Risiken bis auf Tages- und Stundenebene. Dadurch wird sichtbar, woher die größten Risiken rühren (z. B. lange Schichten, mehrere Nachtschichten in Folge etc.). Das bietet in der Folge die Chance, bei der Gestaltung zukünftiger Arbeitszeitmodelle gezielt einzugreifen und risikoverringernde Elemente (z. B. andere Schichtfolgen, besser geplante Pausen und Ruhezeiten etc.) vorzusehen.

Nutzung
Die AUVA stellt eine Version des Risikorechners für die nicht kommerzielle Nutzung für maximal 100 Zeiteinträge kostenlos unter www.eval.at/evaluierung-arbeitszeit zur Verfügung. Für die Forschung ist das Tool ebenfalls kostenlos erhältlich. Eine kommerzielle Nutzung für Betriebe oder die Beratung wird in verschiedenen Umfängen von XIMES bereitgestellt.

Zusammenfassung
Der XIMES-Risikorechner stellt ein wertvolles Screening-Tool zur Bewertung von Risiken aus Arbeitszeiten oder Schichtplänen dar. Es kann zur Evaluierung von Arbeitszeit oder als Teil der Gefährdungsbeurteilung eingesetzt werden. Auch Hinweise zur gezielten Verbesserung von Arbeitszeitmodellen lassen sich unmittelbar ableiten. Das Tool soll künftig um weitere Risikofaktoren erweitert und ergänzt werden

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Fachthema AMS-Algorithmus – wissenschaftliche Kritik

Wir sind fünf Wissenschaftler*innen von der TU Wien, der WU Wien und der Universität Wien, mit einem diversen Hintergrund in Künstlicher Intelligenz, Mathematik, Wirtschaftsinformatik, Kognitionswissenschaften, Sozialwissenschaften und Wissenschafts- und Technikforschung (STS). Wir forschen seit einiger Zeit zum AMS-Algorithmus und wundern uns über die aktuelle Debatte zum  AMS -Algorithmus.

Echte Transparenz

Immer wieder wurde seitens des AMS von Transparenz in Bezug auf den AMS-Algorithmus gesprochen. Ob und inwiefern Transparenz in einem produktiven Ausmaß vorliegt, misst sich daran, inwieweit ein wissenschaftlicher Diskurs möglich ist, der auf belegbaren Fakten und Daten basiert. Echte Transparenz würde bedeuten, dass ebendiese belegbaren Fakten und Daten seitens des AMS bereitgestellt werden. Leider wurde dem bisher nicht in zufriedenstellender Weise nachgekommen: Von den 96 Modellvarianten, die sich zu dem algorithmischen System bündeln, wurden nur zwei veröffentlicht, und eine davon erst auf Anfrage. Auch die entsprechenden Fehlerquoten der 96 Modellvarianten sind weitestgehend unbekannt.

Dass es überhaupt eines regen Schriftverkehrs und mehrerer Anfragen bedarf, um auch nur einen Bruchteil der benötigten Informationen zu erhalten, ist unzumutbar und widerspricht dem Postulat der Transparenz. Vielmehr sollte das AMS als Träger von öffentlicher Verantwortung der versprochenen Transparenz eigeninitiativ nachkommen und Anstrengungen unternehmen, die entsprechenden Modellvarianten, Daten und Fakten belegbar, nachvollziehbar und hinreichend anonymisiert aufzubereiten, um eine Analyse im Zuge eines breiten demokratischen Diskurses zu ermöglichen. Die Beurteilung, inwieweit Transparenz für eine ausreichende wissenschaftliche Debatte vorliegt, obliegt der Wissenschaft und kann nicht durch Behauptungen durch Verantwortliche des AMS auf ihren privaten Internet-Seiten ersetzt werden. Derartige Veröffentlichungen auf privaten Kanälen sind nicht überprüfbar und unterliegen keiner angemessenen Kontrolle durch rechtsstaatliche Institutionen. Stattdessen ist die Kommunikation auf den entsprechenden offiziellen Kanälen des AMS, bei der echte Transparenz gelebt werden sollte, zu führen.

Wissenschaft lebt von einer kritischen Auseinandersetzung mit einer gemeinsamen Informationsgrundlage. Diese gemeinsame Informationsgrundlage existiert im Moment beim AMS-Algorithmus nicht und muss dringend hergestellt werden. Dies ist insofern bemerkenswert, dass sich diese gemeinsame Informationsgrundlage auch nach einer einjährigen medialen Debatte kaum geändert hat. Die Öffentlichkeit weiß fast genauso wenig wie vor einem Jahr über den tatsächlichen Einsatz von automatisierten Systemen beim AMS.

Um welche Technik geht es eigentlich?

Anders als vom AMS-Vorstand dargestellt, basiert der AMS-Algorithmus sehr wohl auf Trainingsdaten, in Form der Personendaten der vorhergehenden 4 Jahre und E

x-post Beobachtungen des Ausganges, und produziert Prognosen anhand der genannten 96 statistischen Modelle. Damit ist das System denselben Fehlerquellen – wie etwa Bias – unterworfen wie andere Systeme, die auf Trainingsdaten aufbauen. Jenseits von Fragen der Begriffsdefinition, was genau AI/KI sei oder nicht, sollte sich die Diskussion jedoch eher auf die Anwendbarkeit und Sinnhaftigkeit der gewählten technischen Methode sowie ihrer Risiken und Probleme konzentrieren.

Der zunehmende Trend zur Automatisierung von Verwaltungstechnologien geht auch mit einer besonderen Verantwortung gegenüber den Bürger*innen im Einzelnen und der Gesellschaft im Allgemeinen einher: Insbesonders ist es in diesem Kontext absolut geboten, Menschen im Zentrum dieser Systeme mit Würde und als Ganzes zu verstehen, anstatt eine reduktionistische Datensicht zum Maßstab des Erfolgs des Systems heranzuziehen. Es sollte hier eine Selbstverständlichkeit sein, dass ein solches System nicht ohne externe Evaluierung an teilweise strukturell benachteiligten Personengruppen pilotiert wird, bevor das System ausgereift ist und auch von unabhängigen wissenschaftlichen Expert*innen als solches bestätigt wurde – eine Forderung, die seit dem Bekanntwerden der ‚Evaluierungsphase‘ vom Oktober 2018 unbeantwortet bleibt.

Einsatz von Algorithmen als Grundsatzfrage

Der Einsatz derartiger automatisierter Systeme durch die öffentliche Hand ist eine Grundsatzentscheidung und muss in einer demokratisch legitimierten Gesellschaft auch gesamtgesellschaftlich diskutiert werden. Ein Teil dieses Diskurses ist hinreichende Transparenz; diese ist erst dann ausreichend, wenn sie die Adressat*innen ausreichend dazu befähigt, diesen Diskurs zu führen. Diese Debatte ist bisher nur angerissen worden; es stehen noch viele unbeantwortete Fragen aus, ohne deren Beantwortung eine tatsächlich transparente gesellschaftliche Debatte nicht möglich ist. Um darauf einzugehen, sind belegbare Daten und Fakten notwendig.

Dazu sei auch gesagt, dass die aktuelle Anwendung des AMS-Algorithmus in vielerlei Hinsicht nicht internationalen Standards entspricht. So hat der Europarat Anfang 2018 Empfehlungen für den öffentlichen Einsatz von Algorithmenveröffentlicht, (zu den Autor*innen gehört unter anderem einer der Autor*innen dieses Beitrags, Ben Wagner), die im Widerspruch stehen zum aktuellen Einsatz von Algorithmen durch das AMS. Auch diverse Kolleg*innen aus der Wissenschaft warnen explizit vor dem aktuellen Einsatz von Algorithmen durch das AMS, sowohl in Medienberichten als auch auf wissenschaftlichen Veranstaltungen, wie etwa eine Veranstaltung der Universität Wien zu Algorithmen in der Arbeitsvermittlung vom 23. April 2019. Auf dem Stand der Technik zu sein würde auch bedeuten, neben Transparenz auch die Endnutzer*innen wie Arbeitssuchende und AMS Betreuer*innen in den Prozess der Entwicklung von Informationssystemen einzubeziehen, um sicherzustellen, dass ihre Bedürfnisse und Ansichten gut berücksichtigt werden.

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Umfrage: Digitalisierung im Berufsleben

Die Digitalisierung beeinflusst inzwischen die meisten Jobs. Die Österreicher fühlen sich aber zumeist den Herausforderungen gewachsen, auch wenn jeder Fünfte einen anderen Job gewählt hätte, hätte er oder sie die kommenden Veränderungen vorhergesehen. Das zeigt eine Umfrage von EY unter 1000 Österreichern und Österreicherinnen.

Demnach hat die Digitalisierung bei 69 Prozent der Arbeitnehmer bereits einen großen oder sogar sehr großen Einfluss. Drei Viertel der Befragten gehen davon aus, dass sich durch die Digitalisierung ihr eigener Aufgabenbereich zukünftig verändern wird, ein Viertel erwartet sogar „erhebliche“ Veränderungen. Mehr als 90 Prozent der Beschäftigten fühlen sich den Veränderungen gewachsen.

Besonders hoch ist der Einfluss wenig überraschend in der Telekommunikationsbranche sowie bei Banken und Versicherungen. In diesen Branchen herrscht auch die größte Angst um die künftigen Arbeitsplätze. Vergleichsweise gering ist der digitale Einfluss in der Bauwirtschaft, wo aber immer noch 51 Prozent einen sehr großen oder eher großen Einfluss der Digitalisierung erleben, und im Handel (64 Prozent). Zugleich fühlt im Handel und in der Bauwirtschaft mehr als jeder zehnte Befragte, dass er mit den Veränderungen nicht mehr Schritt halten kann. Im Banken- und Versicherungswesen sehen sich dagegen ausnahmslos alle Befragten gut aufgestellt.

Laut EY-Umfrage hat sich in den vergangenen fünf Jahren die Identifikation der Beschäftigten mit dem eigenen Job verringert. Fast jeder fünfte Beschäftigte in Österreich (19 Prozent) gebe an, dass er eine andere Karriere eingeschlagen hätte, wäre ihm zu Zeiten der Ausbildung bzw. des Studiums klar gewesen, wie sehr sich das angestrebte Berufsbild ändern würde. Männer hätten im Wissen um die zukünftige Wandlung des Berufsbildes deutlich häufiger eine andere Karriere angestrebt als Frauen.

Burnout-Syndrom als Krankheit anerkannt (WHO)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erstmals Burnout als Krankheit anerkannt. Mit der am Montag in Genf bekannt gegebenen Entscheidung legen die Experten eine Definition vor, in der sie das Phänomen auf „chronischen Stress am Arbeitsplatz“ zurückführen. Fachleute diskutieren seit Jahrzehnten darüber, wie man Burnout definiert und ob es eine Krankheit ist.

Ärzte und Krankenversicherer orientieren sich bei ihrer Arbeit oft an der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) der WHO. Darin ist Burnout künftig als Syndrom aufgrund von „chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wird“ definiert.

Ausschließlich im beruflichen Zusammenhang
Dabei sehen die Gesundheitsexperten drei Dimensionen der Krankheit: ein Gefühl von Erschöpfung, eine zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job, sowie verringertes berufliches Leistungsvermögen. Zudem weist die WHO darauf hin, dass der Begriff Burnout ausschließlich im beruflichen Zusammenhang und nicht „für Erfahrungen in anderen Lebensbereichen“ verwendet werden sollte.

Die neue Klassifikationsliste mit dem Namen ICD-11 soll im Jänner 2022 in Kraft treten.

Nachhaltigkeits- und Diversitätsgesetz – Querelen um AK-Fragebogen

Vordergründig geht es um einen Fragenkatalog, den die Arbeiterkammer (AK) an Österreichs Großunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern ausgeschickt hat und der für ziemlichen Ärger sorgt. Bei den Firmen, der Industriellenvereinigung und dem Sozialpartner, der Wirtschaftskammer (WKÖ).

Anlass ist das „Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz“; – dieses Regelwerk (Kurzform NaDiVeG) schreibt neuerdings zusätzliche Berichtspflichten im Umfeld von Corporate Social Responsibility (CSR) vor.  Weiterlesen

Digitalisierung und Teamarbeit

Die Digitalisierung stolpert nicht an der Technik, sondern an den Menschen, die im Ich und damit im lokalen Speichersystem verhaftet bleiben.

In den digitalen Tools bilden sich aber oft nur altgewohnte Arbeitsstrategien ab. Um das tatsächliche Potenzial zu heben, braucht es nicht weniger als eine Revolution unseres Verständnisses von Teamarbeit. Andernfalls vermehren sich nur die Kanäle und damit die Redundanz von Informationen.

Das Ziel: Mehr für alle

Damit Teams aus Festangestellten, Freien, Kreativen, Techniker*innen sowie im besten Falle Kund*innen auf einen Nenner kommen, brauchen sie ein gemeinsames Informationssystem. Das funktioniert nicht, wenn Teammitglieder in dem Gedanken verhaftet bleiben, Ordnungs- und Speichersysteme für sich persönlich anlegen zu müssen.  Mehr Lesen

Podiumsdiskussion: „Die Arbeitswelt von morgen“

Gwandhaus Gespräch am Sonntag, 03. Juni 2018 von 11 – 13 Uhr

Podiumsdiskussion: „Die Arbeitswelt von morgen“

Botschaften lassen aufhorchen – und verunsichern: Roboter sortieren Lebensmittel aus, vergleichen Versicherungen und klettern zur Wartung auf Windräder. Die meisten Angestellten werden künftig mit Künstlicher Intelligenz zu tun haben. Verwaltungsaufgaben werden von autonomen Systemen erledigt, Maschinen, Autos und Roboter mit Künstlicher Intelligenz halten Einzug in Produktions- und Dienstleistungsprozesse. Droht ein Generalangriff auf Jobs und Gehälter von Arbeitern und Akademikern gleichermaßen? Kommt es zu einem Wettlauf zwischen Mensch und Maschine?

Welche Veränderungen wird der digitale Wandel für uns und unsere Kinder bringen? Wo lauern Gefahren und wo liegen Chancen – und wie können wir uns bestmöglich vorbereiten? Was bedeuten diese Entwicklungen für die Berufswahl und die Lebens- und Arbeitswelt von morgen?

 

Es diskutieren – unter der Moderation von Katharina Maier, Redakteurin der Salzburger Nachrichten:

  • Mag. Gerhard Gössl, Gastgeber und Geschäftsführer Gössl
  • Erik Händeler, Zukunftsforscher und Buchautor
  • Mag. Michael Rehberger, Mitglied der Geschäftsleitung Microsoft Österreich
  • Tanja Graf, Geschäftsführerin 25 PersonaldienstleistungsgesmbH, Abgeordnete zum Nationalrat

 

 

Gwandhaus Gespräch in Kooperation mit den Salzburger Nachrichten

Gwandhaus, Morzger Str. 31, 5020 Salzburg

Ressource MitarbeiterIn – Erfolgsfaktor Generationenmanagement – Workingspace 4.0 – Gars 4.10.2017

Schlagwörter wie Digitalisierung, Industrie 4.0, Innovation, Kooperation, Kommunikation, Wissensmanagement und Motivation sind aus dem Unternehmensalltag nicht mehr wegzudenken.

Welchen Einfluss haben diese Aspekte auf meinen Betrieb und im Konkreten auf meine MitarbeiterInnen?
Wie gehe ich mit unterschiedlichen Generationen im Unternehmen um?
Wie hole ich das Optimum aus meinen Teams heraus?

Lösungsvorschläge dazu wird Dr. Tavolato in seinem Vortrag liefern und Anregungen geben, wie an das Thema Generationenmanagement herangegangen werden kann. Durch ausgewählte Unternehmensbeispiele bekommen Sie einen Eindruck, welche Maßnahmen und Ideen im Hinblick auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits realisiert werden und erfolgversprechend sind.

Tauschen Sie sich mit den ExpertInnen und erfahrenen Betrieben aus und schaffen Sie sich so Ihren Wettbewerbsvorteil!

Alle Details gibt es hier.

Anmeldung: Einladung_WKNÖ

unter uti@wknoe.at oder 02742/851-16320
Anmeldeschluss: Freitag, 29. September 2017

Vortrag Dr.Blind zur Evaluierung als Download

Expertentipp: der Vortrag Dr.Blind zur Gefährdungsbeurteilung/Evaluierung psychischer Belastungen (IMH_Tagung Wien 27.6.2017) steht hier als Download zur Verfügung

EAWOP Tagung 2017

The European Association of Work and Organizational Psychology and the Psychological Society of Ireland would like to welcome you to the 2017 congress in Dublin. The main theme will be ‘Enabling Change Through Work & Organizational Psychology’.  Over 1600 delegates from all fields of ‘Work & Organizational Psychology are expected to come together to share research and interests.  Weiterlesen

Interview – Digitalisierung und neue Arbeitswelt

Entgrenzung, Vereinsamung oder Kontrollverlust – wie verändert die Digitalisierung unsere Arbeitswelt wirklich? Der Arbeitspsychologe Christian Korunka erklärt im Interview zur Semesterfrage der Uni Wien, welche Grundbedürfnisse Arbeit auch in Zukunft erfüllen sollte und wer am Ende die Kontrolle behält.   Weiterlesen