Schon jetzt bestehe die Möglichkeit, sich flexibel zu organisieren, sagt Kocher. Dass vier anstatt fünf Tage Arbeit gesünder seien, „kann man nicht generell sagen“.
Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) verweist in der von der SPÖ angestrengten Debatte rund um eine Viertagewoche darauf, „dass es jetzt schon die Möglichkeit gibt, die Arbeit flexibel zu organisieren“. Dabei strich er Betriebsvereinbarungen und Kollektivverträge mit verschiedenen Normarbeitszeiten hervor. Und betonte: „Wenn es um eine generelle Viertagewoche für alle mit reduzierter Arbeitszeit geht, dann sehe ich das skeptisch.“
„Das würde nicht für alle Branchen funktionieren“, sagte Kocher auf Nachfrage am Dienstag. Es gebe aber schon Bereiche, in denen man eine Viertagewoche überlegen könne. Es hänge viel vom „Wie“ ab: „Da sind die Sozialpartner die richtige Ebene um darüber zu diskutieren, in welche Richtung es gehen soll mit der Arbeitszeitentwicklung.“ Der Arbeitsminister warnte davor, dass eine generelle Viertagewoche den Arbeitskräftemangel verstärken und die Lohnstückkostenentwicklung negativ beeinflussen würde.
Vier Tage gesünder? „Das kann man nicht generell sagen“
„Dass vier Tage arbeiten gesünder ist als fünf Tage zu arbeiten, das kann man nicht generell sagen“, betonte die Arbeitsmedizinerin Eva Höltl. „Ich begrüße aber sehr, dass mehr Flexibilität in die Arbeitszeitgestaltung vieler Jobs Einzug hält – das betrifft viele die Vereinbarkeitsthemen haben oder pendeln.“
Die SPÖ will über das Thema Viertagewoche ja über den Sommer mit den relevanten Stakeholdern diskutieren und im Herbst im Parlament fortsetzen. Ihr freiwilliges Modell beinhaltet eine öffentliche Förderung. Die Arbeitszeit soll um 20 Prozent, also auf 32 Stunden in der Woche, gesenkt und somit ein freier Tag mehr geschaffen werden. Die wegfallenden 20 Prozent sollen zur Hälfte vom AMS bezahlt werden und jeweils zu 25 Prozent vom Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer. So bliebe mit einer Viertagewoche ein Bruttolohn von 95 Prozent, rechnete Parteichefin Pamela Rendi-Wagner vergangenen Freitag vor. Je vier Arbeitnehmern im Viertagewochen-Modell solle eine zusätzliche Arbeitskraft angestellt werden, „um einen Beschäftigungseffekt zu erzielen“.