Flexible Arbeitszeiten belasten Beschäftigte

Flexibilität gilt als moderne Errungenschaft, jedoch würden aktuelle Daten zeigen, dass viele Beschäftigte unter den daraus entstehenden Belastungen leiden, heißt es von der Arbeiterkammer OÖ (AK OÖ) bei der Pressekonferenz in Wien. „Flexible Arbeitszeiten, die die Bedürfnisse der Beschäftigten berücksichtigen, steigern die Arbeitszufriedenheit. Im Gegensatz dazu führt eine ausschließlich unternehmensorientierte Flexibilisierung, beispielsweise durch unregelmäßige Arbeitszeiten, häufig zu Unzufriedenheit“, so AK OÖ-Präsident Andreas Stangl.

Während sich gut drei Viertel der Beschäftigten mit Modellen wie Gleitzeit und fixen Arbeitszeiten zufrieden zeigen, sind es bei Beschäftigten mit regelmäßiger Rufbereitschaft nur 61 Prozent, bei unregelmäßigen Arbeitszeiten 59 Prozent. Solche aus Arbeitnehmersicht also oft nachteilhafte Regelungen kommen neben dem Tourismus häufig im Gesundheitswesen, im Einzelhandel oder bei Busfahrerinnen und Busfahrern und damit in Branchen zur Anwendung, wo das Lohnniveau teilweise niedrig sei, so Sozialforscher Daniel Schönherr.

Teilzeit: 27 Prozent würden gerne mehr arbeiten

Der Index zeige außerdem, dass 27 Prozent der Teilzeitbeschäftigten gerne mehr Stunden arbeiten würden. Dem gegenüber würden aber etwa auch die Herausforderungen – vor allem von Frauen – stehen, familiäre Verpflichtungen mit längeren Arbeitszeiten bzw. Vollzeit unter einen Hut zu bringen.

Vollzeit weiter für viele Frauen unmöglich

„Es muss immer wieder betont werden, dass es vielfach die Frauen sind, die nach wie vor Haushalt, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen zum Großteil übernehmen. Dieser Fakt macht es für viele unmöglich, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen“, so Stangl.

Die Arbeiterkammer Oberösterreich fordert deshalb eine leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche, ein Recht auf Wechsel zwischen Voll- und Teilzeit, den Abbau und die korrekte Bezahlung von Überstunden sowie auch Strafen bei Nichteinhaltung. Im Falle von Arbeitszeitbetrug oder -missbrauch wünscht man sich strengere Sanktionen.

Reinhard Raml vom Marktforschungsinstitut IFES hob bei dem Pressegespräch die Folgen unattraktiver Arbeitszeitregelungen für psychische und körperliche Gesundheit hervor. Vor allem bei unregelmäßigen Arbeitszeiten sei das Stresslevel im Vergleich zu anderen Zeitmodellen groß. Beschäftigte, die durch Zeitdruck und Arbeitsdruck belastet sind, hätten außerdem deutlich häufiger Verdauungsbeschwerden, Schlafstörungen, hohen Blutdruck oder Rückenschmerzen. Bei Zehn-Stunden-Tagen, die zwar viele Mitarbeiter im Sinne einer Vier-Tage-Woche gutheißen, seien solche Effekte ebenso nicht zu unterschätzen.

Der Arbeitsklimaindex wird seit fast drei Jahrzehnten von der AK OÖ gemeinsam mit den Forschungsinstituten IFES und FORESIGHT erhoben und gibt Aufschluss über die Arbeitszufriedenheit, aber auch über die Belastungen und Sorgen der Beschäftigten. Jährlich werden dazu 4.000 Beschäftigte befragt.

Land Salzburg – neue Arbeitsplatzdesigns

Für die Bediensteten im neuen Landesdienstleistungszentrum beim Salzburger Hauptbahnhof werden nach Protesten doch etwas weniger Großraumbüros als ursprünglich geplant eingeführt. Statt einer 50:50- soll es eine 60:40-Aufteilung zwischen geschlossenen Büros und Großraumflächen geben.

Doch 88 Schreibtische für 100 Mitarbeiter

Außerdem müssen weniger Schreibtische geteilt werden, weil Reserveflächen bereits von Beginn an möbliert werden. Damit sollen auf 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter künftig 88 Schreibtische entfallen. Ursprünglich waren 80 Schreibtische pro 100 Personen vorgesehen. Auch bei der Clean-Desk-Regelung – also der Vorgabe, dass zu Dienstschluss der Schreibtisch immer leer sein muss –, soll es flexiblere, abteilungsweise Lösungen geben.

Die Personalvertretung – Bernd Gollackner, Josef Sailer, Peter Tischler, Brigitte Trinker, Isabella Egger, Thomas Elsenhuber und Andreas Hofer – war laut Landesaussendung mit dem Kompromiss zufrieden: „Mit der Einrechnung von Reserveflächen haben wir für jede Abteilung zehn Prozent zusätzliche Arbeitsplätze erhalten. Die flexiblere Handhabung der 60:40-Regelung bei geschlossenen bzw. offenen Büros ist ein weiterer Erfolg für die Kollegenschaft. Besonders wichtig war es uns, dass Clean-Desk Prinzip relativ flexibel gestalten zu können. Die Abteilungen haben nun die Möglichkeit individuell vorzugehen.“