Rückgänge beim Home-Office

Immer mehr US-Unternehmen erklären das Arbeiten von zu Hause für beendet. Sie holen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an fünf Tagen pro Woche ins Büro zurück – teils mit nur wenigen Tagen Vorlaufzeit. Tech-Giganten wie Google, Dell und Amazon haben den Anfang gemacht, nun will auch die Bank JP Morgan laut Medienberichten Remote Work komplett abschaffen. In den kommenden Wochen sollen nähere Pläne dazu vorgestellt werden.

Ganz so einfach, wie sich das manche Unternehmen vorstellen, ist die Rückkehr zur täglichen Präsenz im Büro aber nicht: Bei Amazon musste das Vorhaben, die gesamte Belegschaft zurückzuholen, vor wenigen Wochen verschoben werden, weil schlicht der Platz in den Büros für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlt. Sie dürfen nun also doch noch einige Wochen oder Monate von zu Hause aus arbeiten.

Es ist hinlänglich bekannt, dass sich auch in vielen österreichischen Unternehmen die Angestellten beim Arbeiten in den eigenen vier Wänden sehr wohlfühlen – zu wohl, wie manche Chefinnen und Chefs sagen würden, weil sich die Sehnsucht nach Großraumbüro und Vorortmeetings bei vielen arg in Grenzen hält. Droht dem Remote Working in Österreich also ein ähnliches Schicksal wie in den USA? Eher nicht, wenn man Büroprofis fragt.

Konzentriertes Arbeiten

Wenn das Homeoffice mit dem Arbeiten im Büro verglichen werde, werde immer noch häufig von Lockdown-Bedingungen, also fünf Tagen Heimarbeit pro Woche, ausgegangen. Dass das nicht sinnvoll sei, darüber herrsche ohnehin Einigkeit. In den meisten Unternehmen sind heute zwei Tage Homeoffice pro Woche möglich, in manchen sind es drei. Nur wenige Firmen lassen es ihren Mitarbeitenden ganz frei, wie oft und ob sie überhaupt ins Büro kommen.

Nicht zuletzt wirkt ein Unternehmen, das Homeoffice verbietet, auch für sogenannte High Potentials wenig attraktiv. Besonders die Jungen würden sich heute ihre Arbeitsstelle danach aussuchen, wo flexibles Arbeiten möglich sei. Ohne ortsungebundenes Arbeiten fielen Betriebe da sehr schnell durch: „Das ist, wie wenn es keinen Gratiskaffee im Büro gibt“, sagt der Experte.

Neuer Führungsstil

In vielen Unternehmen falle es den Führungskräften aber immer noch schwer, das Arbeiten im Homeoffice als gleichwertiges Arbeiten zu betrachten. „Darüber müssen wir hinwegkommen“, sagt Gnesda, denn besonders, was konzentriertes Arbeiten angehe, funktioniere das Arbeiten vom Wohnzimmertisch aus sehr gut. Und die Menschen aus dem Homeoffice zurück ins Büro zu zwingen gleiche einer „Kapitulation vor einem neuen Führungsstil“, der selbstbestimmteres, offeneres Arbeiten zulasse.

Rückkehr auf Zwang sei aber auch deshalb ein Problem, weil die Mitarbeitenden dann zwar vielleicht physisch wieder anwesend seien – aber nicht motiviert arbeiteten. Stattdessen gehe es darum, sie mit guten Angeboten zurückzulocken – etwa mit gemeinsamen Frühstücken, Lunch-Lectures oder Afterwork-Drinks. Denn beim gemeinsamen Essen und Trinken kann das Homeoffice eben doch nicht mithalten.